RE:Amisos

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Küstenstadt in Pontos, Landungsstelle zwischen Sinope und Trapezunt
Band I,2 (1894) S. 1839 (IA)–1840 (IA)
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Amisos, Küstenstadt im Pontos, an einem gleichnamigen Meerbusen (Plin. n. h. VI 7) zwischen den Mündungen von Halys und Iris, vom Meeresrande an einem Hügel sich emporziehend, der als Burg gedient haben muss. A. hat nur eine offene Rhede, war aber durch seine rückwärtigen Verbindungen und als die einzige Landungsstelle zwischen Sinope und Trapezunt, die auch bei heutigen Schiffverhältnissen und bei gutem Wetter immerhin noch möglich ist, im Altertum nicht ohne Bedeutung. Zenodot hielt es für die alte Ἑνετή, wie er Il. II 852 las, Strab. XII 543; Theopomp in einer nicht ganz intacten Stelle bei Strab. XII 547 führte als die ersten griechischen Gründer die Milesier an, dann scheint ein kappadokischer Fürst als Eroberer oder Besiedeler genannt zu sein und an dritter Stelle Athener unter Athenokles. Diese letztere Thatsache erweist sich als allgemein anerkannt nach Plut. Luc. 19. Arrian. Peripl. 22. Appian. Bell. Mithr. 8. 83. Skymnos 917, der daneben auch Phokaier anführt, worauf aber kaum Gewicht zu legen ist. Die athenische Besiedelung und die dabei erfolgte Umnennung von A. in Peiraieus wird aber vor allem durch Münzen des 4. Jhdts. bestätigt, welche eine Eule und die Inschrift Πειραιῶν tragen; statt der letzteren haben andere aramaeische Zeichen, welche zu bezeugen scheinen, was man aus Polyaen. VII 21 schliessen kann, dass A. gegen 370 persisch war, da es in des Datames Gewalt war; vgl. W. Judeich Kleinasiat. Studien 194. 260. Bei Skylax 89 ist nach dem Fluss Lykastos (s. d.) wohl nur der Name von A. ausgefallen; vgl. Anon. Peripl. 28. Marcian. Epit. Men. Geogr. gr. min. I 572. Jedenfalls trug sie am Ausgange des 4. Jhdts. wieder ihren alten Namen. Alexander d. Gr. konnte ihr die Freiheit geben (Appian. Bell. Mithr. 8. 83); bald aber machen Asander und Antigonos sie einander streitig, wobei der erstere sie belagert (Diod. XIX 57; vgl. Droysen Hellenism. II 1, 320. II 2, 14); wohl schon im 3. Jhdt. war A. dann unter den pontischen Königen (Strab. XII 547. Appian. Bell. Mithr. 83); unter diesen kommt nach Ausweis der Münzen der Kult des Perseus besonders empor. Mithradat d. Gr. machte A. neben Sinope zu seiner Residenz, indem er ihr einen Stadtteil Eupatoria hinzufügte, Appian. Bell. Mithr. 74. Cic. pro imp. Cn. Pomp. 21, der ihren Reichtum rühmt. Plin. n. h. VI 7, wo die Angabe der Umnennung in Pompeiopolis wohl auf einer Verwechslung mit Eupatoria am Iris beruht. In den Kriegen des 1. Jhdts. v. Chr. wird A. oft genannt und hat viel gelitten: es wird von Lucull genommen, aber auch wieder aufgebaut und geschützt (Plut. Luc. 19. Appian. Bell. Mithr. 83), dann von Pharnakes grausam behandelt (Appian. Bell. civ. II 91), aber durch Caesar nach der Schlacht von Ziela 47 v. Chr. befreit (Strab. XII 547. Dio Cass. XLII 46. 48), weshalb von da an auf den Münzen häufig Ἀμισοῦ ἐλευθέρας; denn nach einer offenbar kurzen, aber schlimmen Tyrannei des Straton wird A. nach der Schlacht von Aktion durch Augustus wieder frei (über die daran geknüpfte Aera s. Ramsay Asia Min. 441), ist zu Strabons Zeit in guten Verhältnissen und im Besitz fruchtbaren Gebietes, das auch Themiskyra und [1840] Sidene umfasste (XII 547), und ihre Autonomie bezeugen noch der ältere Plinius (n. h. VI 7), wie der jüngere (Epist. X 93), der den Kaiser Traian wegen des Bestandes von ἔρανοι in A. befragt und später als einen Beamten der Stadt einen Ecdicus erwähnt (Ep. X 111). Plin. n. h. XXXVII 115 führt eine der indischen ähnliche Art von Jaspis an, die aus A. komme. In byzantinischer Zeit war A. Episcopalstadt. Über das neuere Samsun, dessen antike Reste gering sind, vgl. C. Ritter Erdk. XVIII 796ff. Ein paar unbedeutende Inschriften Athen. Mitt. XIV 209. Münzen Head HN 424, die kaiserlichen von Tiberius bis Saloninus, s. auch Imhoof-Blumer Abh. Bayr. Akad. XVIII 3, 1890 S. 557. 560. 568 (Aktische Aera 31 v. Chr.). Über die Lage noch Pilote de la Mer Noire 157. Plan der Bucht ebenda Taf. 33; ein gleicher Englische Seekarte nr. 2216 und ein Plan der Stadt von v. Moltke im Planatlas zur Ergänzung der grossen Karte von Kleinasien Berlin 1854.