RE:Alaricus 4

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Alarich II., Sohn des Westgothenkönigs Eurich, 485 n. Chr. in Regierung
Band I,1 (1893) S. 1291 (IA)–1292 (IA)
Alarich II. in der Wikipedia
GND: 119503948
Alarich II. in Wikidata
Bildergalerie im Original
Register I,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|I,1|1291|1292|Alaricus 4|[[REAutor]]|RE:Alaricus 4}}        

4) Alarich II., Sohn des Westgothenkönigs Eurich und der Ragnachild, folgte seinem Vater im J. 485 in der Regierung; er vermählte sich mit Thiudigotho, der Tochter des Ostgothenkönigs Theoderich (so heisst sie bei Jordan. Get. 58, 297. Proc. Goth. I 12 p. 65 B. Paul. diac. h. R. XV 20, dagegen Arevagni beim Anon. Vales. XII 63). Durch die Eroberung des nördlichen Galliens wurden die Franken unter Chlodwig unmittelbare Nachbarn des Reiches von Toulouse. Gerade die Vertreibung des Syagrius führte aber auch schon zu den ersten Reibungen zwischen den beiden Reichen; denn Syagrius floh nach Toulouse, wurde aber von A. gefesselt ausgeliefert, als Chlodwig mit Krieg drohte (Greg. Tur. II 27). Als sich Chlodwig nach seiner Taufe zum Vorkämpfer des katholischen Glaubens gegen die arianischen Ketzer aufwarf, wandten sich die Sympathien von A.s katholischen Unterthanen römischer Nation den Franken zu, und Chlodwig zögerte nicht, seinen Vorteil auszunützen. Es scheint namentlich die Vermittlung [1292] des mit allen Germanenkönigen verschwägerten mächtigen Theoderich gewesen zu sein, die den Conflict Jahre lang hintanhielt (Cassiod. var. III 1–4). Es kam zu einer friedlichen Zusammenkunft der beiden Nachbarkönige auf einer Loireinsel bei Amboise (Greg. Tur. II 35; sagenhafte Ausschmückung bei Fredeg. 58). A. scheint sich bemüht zu haben, seine katholischen Unterthanen zu gewinnen, und dieser Gesichtspunkt scheint auch für seine Gesetzgebung ausschlaggebend gewesen zu sein. Er erliess am 2. Februar 506, nachdem die Arbeiten der Gesetzgebungscommission auch von den Bischöfen gebilligt worden waren, die Lex Romana Visigothorum (s. d.; sogen. Breviarium Alarici) für die römische Bevölkerung seines Reiches (Auctoritas Alarici regis bei Haenel lex Rom. Vis. 1849 p. 2. 4). Im September 506 liess er in Agde eine Synode tagen und über kirchliche Dinge Beschlüsse fassen (Conc. Agathense bei Sirmond Conc. Gall. I 16off.). Als aber im folgenden Jahre der Krieg ausbrach, standen nicht nur die Burgunder (Isidor. hist. Visig. 20), sondern auch Verräter aus dem gothischen Reiche auf Seite der Franken; Chlodwig rückte über die Loire und befahl ostentativ die Kirchen und den kirchlichen Besitz zu schonen. A. hatte gerüstet, indem er eine allgemeine Aushebung vornehmen liess und durch eine Münzverschlechterung seine Finanzen zu bessern suchte (Ep. Aviti 87 [78]. Vit. S. Aviti, Bouquet III 390. Lex Burg. CVII 6; dazu Soetbeer Forsch. I 285), und wollte das anrückende Hülfsheer Theoderichs erwarten (Proc. Goth. I 12 p. 67). Doch wurde er von seinem Heere vorzeitig zur Schlacht gedrängt, die im J. 507 bei Vouglé stattfand (in campo Vogladense decimo ab urbe Pictava miliario Greg. Tur. II 37; in campo Mogotinse super fluvium Clinno m. X ab urbe Pictava Vit. S. Remigii, Bouquet III 379; in campo Vogladinse super f. Clinno Lib. hist. Franc. 17). A. verlor hier Schlacht und Leben; Chlodwig soll ihn selbst erschlagen haben. Hauptquelle: Gregor. Tur. h. Fr. II; dazu kommen ausser den angeführten Stellen: Greg. Tur. glor. mart. 91; v. patr. XVIII 2. Victor Tunn. z. z. 507. Vita S. Eptadii, Bouquet III 379 u. S. Caesarii, ebenda 384f. Litteratur: J. Aschbach Gesch. d. Westgothen (1827) 161ff. F. W. Lembke Gesch. v. Spanien (1831) I 47ff. Fauriel hist. de la Gaule méridion. (1836) II 49ff. W. Junghans Gesch. d. fr. Könige Child. u. Chlodowech (1857) 74ff. Bornhak Gesch. d. Franken u. d. Merowingen (1863) 226ff. F. Dahn Kön. d. Germ. V; Gesch. d. Westgothen (1870) 102ff.