BLKÖ:Weber, Karl Maria Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Weber, Josepha
Band: 53 (1886), ab Seite: 197. (Quelle)
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29. Weber, Karl Maria Freiherr von (Componist, geb. zu Eutin in Oldenburg am 18. December, irrthümlich nach Anderen am 19. November 1786, gest. zu London am 5. Juni 1826). Vor Allem der Umstand, daß Weber’s Familie überhaupt aus Oesterreich stammt, dann seine mehrjährige Thätigkeit in Prag, sein wiederholter längerer Aufenthalt in Salzburg und in Wien, für dessen Hofoper er eben eines seiner herrlichsten Werke, „Euryanthe“ geschrieben, und seine sonstigen Beziehungen zu Oesterreich rechtfertigen seine Aufnahme in dieses Lexikons; da aber sein Sohn eine ausführliche Lebensbeschreibung des Vaters veröffentlicht hat, beschränken wir uns wesentlich auf chronologische Daten und auf Angabe der wichtigsten Quellen. Weber entstammt einer der Tonkunst leidenschaftlich ergebenen Familie und ist durch seine Cousine Constanze, die Gattin Mozart’s, mit diesem Tonheros verschwägert. Von seinem Vater, der als Musikdirector und Theaterunternehmer mit seiner Familie ein unstetes Leben führte, und seinem älteren Halbbruder Fritz erhielt er den ersten Musikunterricht, den in Hildburghausen J. P. Heuschkel, ein tüchtiger Pianist und zu seiner Zeit beliebter Componist, erfolgreich fortsetzte. Während seines Aufenthaltes in Salzburg von 1797–1798 unterwies ihn Michael Haydn [Bd. VIII, S. 141], der Bruder des großen Joseph Haydn, in der Theorie. In letztgenannter Stadt entstand auch Weber’s erstes Werk: „Sechs Fughetten“ für Clavier. 1798 übersiedelte die Familie Weber nach München, wo der Hoforganist N. Kalcher die weitere musicalische Ausbildung des damals zwölfjährigen Knaben leitete. Dort schrieb dieser mehrere Clavier- und Vocalwerke und bereits eine Oper „Die Macht der Liebe und des Weines“, die später sämmtlich durch einen Brand zu Grunde gingen. Bald wäre Weber’s Genius der Musik abtrünnig und einem anderen Gebiete der Kunst zugekehrt worden. Ein geschickter Zeichner, hatte er nämlich sein Opus 2, „6 Variationen“, selbst lithographirt, und da eben zu dieser Zeit Senefelder’s Entdeckung Aufsehen erregte, gewann dieselbe auch für ihn solches Interesse, daß er und sein Vater, in der Hoffnung, dem Erfinder den Rang abzulaufen, 1800 München verließen, um zu Freiberg in Sachsen die Lithographie im Großen zu betreiben. Aber das mechanische Verfahren verlor für den idealen Sohn bald allen Reiz, und mit erneuter Liebe kehrte er zu seiner eigentlichen Kunst, der Musik, zurück und schrieb nun seine zweite Oper: „Das stumme Waldmädchen“, die in Freiberg und 1804 in Wien, Prag und sogar in St. Petersburg mit Beifall aufgeführt wurde. Nach kurzem Aufenthalt in Freiberg kehrten Vater und Sohn nach Salzburg zurück, wo Letzterer seine Studien bei Michael Haydn wieder aufnahm und neben verschiedenen kleineren Compositionen 1802 die dritte Oper „Peter Schmoll und seine Nachbarn“ componirte, welche in Salzburg, dann in Augsburg und auch in Hamburg, wo Vater und Sohn auf kurze Zeit verweilten, zur Aufführung kam, ohne jedoch einen Erfolg zu erzielen. Nun gingen Vater und Sohn nach Wien, wo Letzterer nach vergeblichem Versuche, Joseph Haydn’s Schüler zu werden, den Unterricht des gerade damals dort weilenden Abbé Vogler [Bd. LI, S. 211] genoß. Auf [198] dessen Empfehlung erhielt der 18jährige Weber 1804 die Theatercapellmeisterstelle in Breslau, welche er bis 1806 versah, und in dieser Zeit begann er seine vierte Oper „Rübezahl“ zu componiren, die er indessen unvollendet ließ. Von Breslau ging er als Musikintendant des Prinzen Eugen von Württemberg nach Karlsruhe, als aber derselbe ins Feld zog, nahm auch Weber’s Wirksamkeit ihr Ende. 1807 sehen wir den jungen Weber, immer in Begleitung seines Vaters, in Stuttgart, als Geheimsecretär des Prinzen Ludwig und zugleich als Lehrer bei dessen Töchtern. An dem verschwenderischen Hofe des Prinzen verbrachte er drei Jahre, bis er durch seinen Vater in eine unangenehme Angelegenheit verwickelt, auf Befehl des Königs verhaftet und nach kurzer Gefangenschaft zugleich mit seinem Vater aus Württemberg verwiesen wurde. Dieser Vorfall, an welchem er selbst ganz unbetheiligt war, blieb nicht ohne nachhaltigen Eindruck auf ihn. Während seines Aufenthaltes in Stuttgart schrieb er eine Reihe seiner schönsten Claviercompositionen, welche wir hier kurz mit den Opuszahlen 7, 10, 12, 21 bezeichnen, dann die Cantate „Der erste Ton“, ein Quatuor in B und die Musik zu Schiller’s „Turandot“. Seine schon früher vollendete Oper „Das Waldmädchen“ arbeitete er unter dem Titel „Sylvana“ um, und eben mit dem Werke fertig, wollte er dasselbe zur Aufführung bringen, als die oben erwähnte Katastrophe (seine Verhaftung 1810) eintrat. Die nun folgenden sieben Jahre 1810–1817 sind wahre Wanderjahre. Er ging zunächst nach Mannheim, wo er sich mit Gottfried Weber innig befreundete, von dort nach Darmstadt, wo er den ihm gewogenen Abbé Vogler traf und dessen Schüler Gänsbacher und Meyerbeer kennen lernte; nach einigem Aufenthalte daselbst, während dessen er unter Anderem die Oper „Abu Hassan“ schrieb, begab er sich 1811 nach München, um dort der Aufführung der letztcomponirten Oper beizuwohnen. Von München zog es ihn nach Leipzig, und in beiden Städten schrieb er eine Reihe Compositionen für Fagott, Clarinet, Piano und arbeitete die Ouverture zu „Rübezahl“ zu einer neuen mit dem Titel „Beherrscher der Geister“ um. 1812 folgte er einer Einladung des Herzogs von Coburg nach Gotha und von da nach Berlin, wo er in einem Kreise schnell erworbener Freunde, von denen wir den Fürsten Radziwill, den Professor Gubitz, den Zoologen Lichtenstein, nachmaligen Vormund seiner Kinder, die Familie Meyerbeer nennen, sich schnell einlebte und mehrere Monate ungetrübten Vergnügens genoß, wozu auch die freundlichst aufgenommene Aufführung seiner Oper „Sylvana“ beitrug. Von Berlin kehrte er nach Gotha zurück und ging 1813 nach Leipzig, überall mit immer gleicher Liebe Neues schaffend, wie die Claviersonate Op. 24, die Variationen über „Joseph“ Op. 28, das Clavierconcert Nr. 2 Op. 32 und die italienische Arie mit Chor Op. 53 bezeugen. Im letztgenannten Jahre, in welchem er seinen Vater durch den Tod verlor, folgte er von Leipzig einem Rufe nach Prag, wo er zum Director und Capellmeister der deutschen Oper am k. k. landständischen Theater ernannt worden war. In dieser Stellung blieb er bis 1816, ohne sich durch die kühle Haltung der Prager in seinem Schaffensdrange hemmen zu lassen, der um so mächtiger hervortrat, als ihm die wenig zusagenden Verhältnisse Zeit ließen. So entstanden [199] während seines Prager Aufenthaltes 1813–1816 die Variationen „Schöne Minka“ Op. 37, die Concertarien Op. 51 und 52, das Clavierquartett Op. 34; von Gesängen der Liedercyclus: „Die vier Temperamente“, die große Cantate „Kampf und Sieg“ zur Erinnerung an die Schlacht von Belleville. Auch machte er während dieser Zeit mehrere Reisen, so 1813 nach Wien, wo er mit L. Spohr [Band XXXVI, S. 215] und Moscheles [Bd. XIX, S. 116] sich befreundete, 1814 nach Berlin, wo er an dem Grafen Brühl einen Gönner fand, der fördernd in Weber’s künftige Laufbahn eingriff, dann zum Herzoge von Coburg, bei dem er die beiden in der damaligen bewegten Zeit mit Begeisterung gesungenen vierstimmigen Männerlieder: „Lützow’s Jagd“ und „Leyer und Schwert“ schrieb. Als dann 1816 Graf Brühl die Generalintendanz der königlichen Schauspiele übernahm, eilte Weber nach Berlin, brachte dort mehrere seiner letztgenannten Werke: „Kampf und Sieg“ und die beiden Körner’schen Lieder im Opernhause zur Aufführung, sah seiner von dem Grafen geplanten Anstellung entgegen, aber derselben wurde an entscheidender Stelle die Genehmigung versagt. Bald sollte er für diese schmerzliche Ablehnung Ersatz finden. König Friedrich August I. von Sachsen beschloß, in Dresden neben der italienischen eine deutsche Oper zu gründen, und Weber nahm die ihm angetragene Capellmeisterstelle, welche am 21. December 1816 die königliche Genehmigung erhielt, an und verließ nun Prag nach fünfthalbjährigem Aufenthalte, ging aber noch vorher nach Berlin, um sich dort mit Karoline Brandt, der Primadonna der Prager Oper, zu verloben. Am 13. Jänner 1817 trat er sein Dresdener Amt an, welches die Glanzperiode seines künstlerischen Wirkens umfaßt. Es war keine geringe Aufgabe, die Weber übernahm, der überhaupt mehr schwächlich als stark war; dazu gesellte sich noch der Dienst bei Hof- und Kirchenconcerten, da Morlacchi, der Capellmeister der italienischen Oper, fast das ganze Jahr auf Urlaub in Italien verweilte. Aber unverdrossen ging er an die Erfüllung seiner Aufgaben und brachte das Hoftheater auf jene Stufe, auf der es als Hofanstalt zu stehen verpflichtet war; seine Energie, die sich alsbald fühlbar machte, blieb auch nicht ungewürdigt, denn schon nach kurzer Zeit wurde er zum königlichen Capellmeister und Director der deutschen Oper auf Lebenszeit ernannt. Am 4. November 1817 führte er Karoline Brandt als seine Gattin nach Dresden heim. Da wohnte er nun abwechselnd in der Stadt und in einem Winzerhause zu Klein-Hosterwitz bei Pillnitz und schuf jene Meisterwerke, die seinen Namen neben die ersten in seiner Kunst stellten. Es entstanden 1817: die Musik zu Müllner’s „König Yngurd“, die Festcantate zu „L’Accoglienza“ zur Vermälung der Prinzessin Maria Anna Carolina, die Claviervariationen Op. 56, und „Der Freischütz“ wurde begonnen, dessen Werden in die Zeit vom 12. Juli 1817 bis 13. Mai 1820 fällt; 1818: die Messe in Es, die Jubelcantate, die Jubelouverture, die Cantate „Natur und Liebe“, die Musik zu E. Gehe’s Schauspielen „Lieb’ um Liebe“, „Heinrich IV.“, zu Grillparzer’s „Sappho“; 1819: die Messe in G, das Rondo Op. 62, mehrere Pianowerke und Lieder. Als ihm dann Graf Brühl im September 1819 die Nachricht zukommen ließ, daß er das neue [200] Schauspielhaus mit dem „Freischütz“ eröffnen wolle, beschleunigte Weber den Abschluß dieses herrlichen Werkes, ging aber sofort an die Composition der Musik zu A. P. Wolff’s Schauspiel „Preciosa“, welche er in sechs Wochen beendete und die als Vorläufer des „Freischütz“ am 14. März 1821 in Berlin in Scene ging. Eine Concertreise führte ihn mit seiner Gattin durch Norddeutschland bis Kopenhagen. Im Frühling 1821 traf er mit ihr in Berlin ein, um die Proben zum „Freischütz“ zu beginnen, welcher am 18. Juni 1821 zur Aufführung gelangte und unbeschreiblichen Beifall erhielt; er war unbestritten die erste eigentlich deutsche Oper, die bis heute in ihrer Art unübertroffen dasteht und immer gleiche Anziehungskraft besitzt. Sie erfocht auch den Sieg über Spontini’s einige Wochen später aufgeführte „Olympia“ und sollte für die streitenden Kunstparteien der nordischen deutschen Hauptstadt den Sieg deutschen Wesens, deutscher Wahrheit, Schlichtheit und Schönheit über fremdländischen Pomp bedeuten. Um diese Zeit schon fühlte Weber die Vorboten eines ernstlichen Brustleidens, und mit diesem kehrte er nach zweimonatlichem Aufenthalte in Berlin nach Dresden zurück. Eine nun an ihn gelangte Berufung als Hofcapellmeister nach Cassel lehnte er ab und ging an weiteres Schaffen. Von größeren Arbeiten nennen wir die komische Oper „Die drei Pintos“; Barbaja, der Pächter der Wiener Hofbühne, stellte ihm den Antrag, eine große Oper zu schreiben, den Weber auch annahm, indem er „Euryanthe“, Text von Wilhelmine von Chezy, wählte. Er reiste nach Wien, um die Verhältnisse daselbst kennen zu lernen, und beeilte sich nach seiner Rückkehr so mit der Composition der Oper, daß sie im August 1823, innerhalb eilf Monate, vollendet war. Daneben entstand außer einigen kleineren Werken die Festcantate zur Vermälung des Prinzen Johann. Am 25. October 1823 ging „Euryanthe“ mit Henriette Sonntag [Bd. XXVII, S. 68] in der Titelrolle, an der Wiener Hofoper in Scene. Die ersten drei der zwanzig Vorstellungen leitete Weber selbst, dann kehrte er schwer krank nach Dresden zurück. Trotz des nicht zu klaren Textes ist „Euryanthe“ Repertoirestück geblieben, der Reiz der prächtigen Musik war ein zu großer. Musikforscher wollen nun wissen, die eigentliche Bedeutung dieser Oper liege darin, daß mit Hinblick auf die heutige Entwickelung der dramatischen deutschen Musik die Reformen Richard Wagner’s eben an diese Oper Weber’s angeknüpft haben. Obwohl schwer leidend, übernahm unser Tonkünstler doch die Leitung der Klopstockfeier in Quedlinburg, dann aber ging er, 1824, nach Marienbad, dort Heilung suchend für sein Leiden, und schloß darauf die Unterhandlungen wegen eines Opernauftrages – wobei ihm die Wahl zwischen „Faust“ und „Oberon“ gelassen war – für das Coventgardentheater in London ab. Weber wählte letzteren. Da der Text in englischer Sprache abgefaßt war, erlernte er dieselbe. 1825 ging er an die Composition; besuchte noch Ems zur Linderung seines unaufhaltsam fortschreitenden Leidens und beendete im Jänner 1826 die Oper „Oberon“, die sein Schwanengesang war. Nun traf er, ungeachtet aller Abmahnungen seiner Freunde und der Thränen seiner besorgten Gattin, Anstalten zur Reise nach London: er hoffte in England auf so reichen Gewinn, um die Zukunft der Seinen dadurch sicherstellen zu können. [201] Am 16. Februar 1826 trat er mit dem berühmten Flötisten Fürstenau von Dresden, wo er mit einer Aufführung der „Euryanthe“ seine amtliche Thätigkeit beschlossen hatte, die Reise an. Ueber Paris, wo ihm von Auber, Cherubini, Paër, Rossini und Anderen ein ehrenvoll huldigender Empfang bereitet wurde, kamen Beide am 5. März in London an und fanden in Sir George Smart’s Hause, in welchem sich viele Freunde und Verehrer seiner Muse, unter Anderen seine beiden Schüler Benedict und Moscheles, um ihn versammelten, gastliche Aufnahme. Am 12. April 1826 begannen die Aufführungen des „Oberon“, und das herrliche Werk erregte allgemeine Begeisterung. Aber die mit der Leitung der Aufführungen verbundenen physischen Anstrengungen, zu denen sich noch eine unstillbare Sehnsucht nach der Heimat gesellte, brachen vollends den bereits schwer Leidenden, der am 5. Juni 1826, im Alter von erst 40 Jahren, seine Seele aushauchte. Des Künstlers Leiche ruhte bis 1844 in der katholischen Morfieldcapelle in London, dann wurde sie in das Familienbegräbniß nach Dresden überführt. Aus Weber’s Ehe mit Karoline Brandt, welche 1852 starb, überlebten ihn zwei Söhne: Max Maria [siehe S. 210, Nr. 31][WS 1], der Biograph seines Vaters, und Alexander [gest. 1844], Maler. Die über Karl Maria von Weber erschienenen Biographien, ferner eine Uebersicht seiner Bildnisse, Büsten, Denkmäler und andere Einzelheiten folgen S. 202. Was nun die Bedeutung des Künstlers in der Geschichte der Musik betrifft, so faßt dieselbe Friedrich Bremer in seinem trefflichen „Handlexikon der Musik“ mit wenigen Worten so zusammen: „Weber ist der Schöpfer und Begründer des romantischen Styls in der deutschen Musik, dazu der nationalste Tondichter unseres Volkes. Aus dem volksthümlichen Elemente heraus, das in der Bewegung der Freiheitskriege alle Seelenkräfte der Nation entfaltete, schuf Weber die ewig bleibenden Meisterwerke, in denen die romantische Empfindung der Deutschen verkörpert wurde. Ihm allein gelang es in der Musik, was die romantischen Dichter seiner Zeit vergeblich erstrebt hatten. [Weil für Alles, was wir überhaupt unter Romantik verstehen, die Musik einzig und allein die richtige Ausdrucksweise ist.] So vielfältig Weber auch ist, so enthüllt sich sein herrlicher Genius doch am glänzendsten in den Opern: „Freischütz“ und „Preciosa“ mit ihren waldduftigen Liederperlen; „Euryanthe“ und „Oberon“ mit ihren ritterlich romantischen, phantastisch zauberhaften Klängen zeigen den Meister in seiner ganzen Größe. Aus allen Arbeiten Weber’s tönt aber jener markige, kecke, deutsche Ton, der seiner Tonsprache eine so unvergleichliche Gewalt verleiht. Dabei ist sein ganzes Wesen voll kühner Originalität, keuscher tiefer Empfindung, Einfachheit und Wahrheit des Ausdruckes; einzig seine Meisterschaft in der Charakteristik. Im Zusammenhange damit steht die wundervolle Handhabung der Kunstmittel: er ist der Erste gewesen, der die Fülle neuer Klangwirkungen und Combinationen aus der Natur jedes Instrumentes heraus geschaffen hat. Besonders die Zauberkräfte der Blasinstrumente hat er in die dramatische Musik eingeführt. Deshalb findet sich auch bei keinem anderen Tondichter eine solche bestrickende Gewalt in der Zusammenwirkung von Melodie, Rhythmus, Klangeffecten und Mischungen, Colorit und Localton, als bei Weber. Für gewisse [202] Seiten musicalisch-charakteristischer Darstellung, z. B. für die Elfen- und Dämonenwelt, hat er den bleibenden Ausdruck gefunden. Rechnen wir zu diesen Vorzügen nun noch den Umstand, daß er die Volksmusik zur socialen und nationalen Culturmacht erhob, so bestätigt sich heute mehr denn zuvor das schöne Wort, welches Richard Wagner der heimgekehrten Asche Weber’s in die Gruft nachrief: „Nie hat ein deutscherer Musiker gelebt als Weber“. – Weber wirkte überdies nicht nur als Componist; er war auch ein geistvoller Schriftsteller, der bei manchem Anlaß zur Feder griff, um seine wohlerwogene Ansicht über dies und jenes zum Ausdruck zu bringen, und Theodor Hell, der Herausgeber der mehrere Jahrzehnte hindurch in literarischen Dingen tonangebenden „Abend Zeitung“, der unseren Tonkünstler auch zu wiederholten Malen besungen, hat Karl Maria von Weber’s „Hinterlassene Schriften“ (Dresden 1828) in drei Bänden herausgegeben.

I. Biographien und Biographisches, a) Selbstständige Werke. Jähns (F. W.). Karl Maria von Weber. Eine Lebensskizze (Leipzig 1873, 8°.); dazu Jähns (F. W.). Karl Maria von Weber in seinen Werken. Chronologisch-thematisches Verzeichniß seiner sämmtlichen Compositionen (Berlin 1871). – Lebensbeschreibung von K. M. von Weber (Gotha 1829, 4°.). – Maximen beim Musikunterricht mit eingestreuten bis jetzt noch ungedruckten Gedanken K. M. von Weber’s. Herausgegeben von dessen Schüler Karl Mörike. Ein Geschenk für denkende Eltern, Lehrer und Schüler (Stuttgart 1848, K. Göpel, 8°.). – Nachrichten aus dem Leben und über die Musikwerke K. M. von Weber’s (Berlin 1826, Fol.). – Reißmann (A.). Karl Maria von Weber (Berlin 1882, 8°.). – Weber (Max Maria v.). Karl Maria von Weber. Ein Lebensbild. 3 Bände (Leipzig 1866–1868, 8°.); englisch übersetzt: Carl Maria von Weber: the Life of an Artist, from the German of his Son Baron Max Maria v. Weber, by J. Palgrave Simpson M. A. (London 1865, Chapman and Hall). – Magnieu (Victor). Étude biographique sur C. M. baron de Weber (Beauvais 1848, 8°.). – b) In Zeitschriften Zerstreutes. Der Bazar (Mode- und Musterblatt) XII. Jahrg., 1. April 1866, S. 117: „Der gefangene Capellmeister“ [mit Holzschnittbild von O. Wiszniewski]. – Die Biene (Neutitschein, 4°.) XXI. Jahrg., 1. März 1871, Nr. 7: „Weber’s „„Letzter Gedanke““. Nach einer wahren Begebenheit von Fr. Walter“. – Bremer Sonntagsblatt. Herausgegeben von Pletzer (4°.) 1864, Nr. 51. – Dasselbe, 1865, Nr. 2: „Beethoven und Weber“. – Deutsche Vierteljahrsschrift (Stuttgart, Cotta, 8°.), XXII. Jahrg., Nr. 85: „Studien über K. M. Von Weber“. Von W. H. Riehl. – Figaro. Redigirt von L. W. Krause (Berlin, schm. 4°.) 1842, S. 155: „Aus K. M. von Weber’s Leben“. – Frankfurter Conversationsblatt. Beilage zur „Post-Zeitung“, 17. und 18. März 1859, Nr. 65 und 66: „Karl Maria von Weber“. Mitgetheilt von B. [Behandelt Weber in seinem Verhältniß als Kritiker zu Beethoven.] – Der Freischütz (Hamburg, 4°.) 1835, Nr. 33: „Karl Maria von Weber“, [Ueber Weber’s Aufenthalt in München.] – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 18. December 1865, I. Beilage, Nr. 349: „Karl Maria von Weber in der Ludlamshöhle“. – Dasselbe, 1867, Nr. 70: „Holtey’s Zusammentreffen mit Weber in Wien“. – Dasselbe, 1873, Nr. 299: „Gespräch mit Karl Maria v. Weber“. – Gleich (F.). Charakterbilder aus der neueren Geschichte der Tonkunst (Leipzig 1863) I. Bändchen. – Journal für Literatur, Kunst und geselliges Leben (Weimar, Industriecomptoir, 4°.) 22. März 1827, Nr. 35: „Einige Züge und Nachrichten von Karl Maria von Weber in seinen letzten Lebenstagen“ (nach englischen Quellen). – Dasselbe, 9. October 1827, Nr. 121: „Zu Maria von Weber’s Leben“. – Der Komet. Herausgegeben von Herloßsohn (Leipzig, 4°.) 1838, S. 919, 927, 935: „Humoristische Reiseskizzen“. Von Rudolf Gernlein. [Behandelt einen Besuch Gernlein’s bei K. M. von Weber’s Witwe. Mit Einzelheiten aus Weber’s Leben]. – Lesefrüchte. Herausgegeben von Dr. Pappe (Hamburg, 8°. [203] 1826, Bd. III, S. 350: „K. M. v. Weber“. [Aus einem Londoner Briefe von einem Freunde Weber’s an die Zeitung für die elegante Welt, 1826, Nr. 164.] – Dieselben, 1846, Bd. II, S. 383: „Anekdote aus Weber’s Leben“. – Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von J. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) 6. August 1846, Nr. 94: „Henri Blaze über die Romantik in der Musik. Karl M. von Weber, E. T. A. Hoffmann und Ludwig Devrient“. – Dasselbe, 1864, S. 692. – Mainzer Journal, 1842, S. 260: „Weber und Müller“. – Nürnberger Correspondent, 1864, Nr. 648 und 650: „Beethoven und Karl Maria von Weber“. – Reichenberger Zeitung, 1864, Nr. 49 u. f., im Feuilleton: „Karl Maria von Weber in Liebwerda“. – Ueber Land und Meer (Stuttgart, Hallberger) Bd. XIV (1865/1866) Nr. 31 u. f.: „Der Dichter des Freischütz. Erinnerungen von Dr. R. E. Hahn“. – Unsere Zeit (Brockhaus, gr. 8°.) 1868, 16. Heft u. f.: „K. M. von Weber“. Von Gumprecht. – Vorarlberger Landes-Zeitung, 1864, Nr. 37–40, im Feuilleton: „Ein Gespräch mit Karl M. von Weber“. – Waldheim’s Illustrirte Blätter (Wien, gr. 4°.) 1864, S. 22: „Erinnerung an K. M. v. Weber“. – Wiener Modespiegel (schm. 4°.) 1853, S. 52, 70 und 87: „Zur Erinnerung an Karl Maria von Weber“. Von K. v. Holtei. – Wiener Zeitung, 1866, Nr. 137, S. 803: „K. M. von Weber in Oesterreich“. – Zeitgenossen. Ein biogr. Magazin für die Geschichte unserer Zeit (Leipzig, Brockhaus, gr. 8°.). Dritte Reihe. 3. Bd. S. 191 u. f.: „Karl Maria von Weber“. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien. 4°.) Jahrgang 1857, Nr. 74–80, 81 und 83: „Gespräche mit Karl Maria von Weber“. – Zwischenact (Wiener Theater-Blatt, kl. Fol.) 1850, Nr. 165: „Ein Componist als Satyriker“ [Weber’s Parodien auf französische und deutsche Operntexte.] – Derselbe, 1858, Nr. 46: „Eine Thräne Weber’s“. – L’Italia musicale Giornale (Milano, kl. Fol.) Anno VII (1855) Nr. 3, 5, 9, 10, 13: Gloria ed augoscie. Scene artistiche. Di G. Sacchéro. [Scenen aus Weber’s Leben.] – L’Entr’acte (Pariser Theaterblatt) 30. Juni 1838: „Weber en voyage“. – Derselbe, 25. Octobre 1838: „Weber et Koerner“. – Le Nord (Brüsseler Blatt) IIIe année 1857, Nr. 128 et 129: „Weber à Londres“ par A. Damcke. – Le Voleur (Pariser Blatt, 4°.) 1852, S. 847–850: „La dernière pensée de Weber“. Par Pierre Zaccone.
II. Zur Kritik und Geschichte der einzelnen Werke K. M. von Weber’s. a) Ueber den Freischütz: Europa. Von Gustav Kühne (Leipzig, schm. 4°.) 1865, Nr. 6: „Die Entstehung des Freischütz“. – Gartenlaube. Von Robert Keil. XVII. Jahrg., 1869, S. 489 u. f.: „Der Freischütz. Theatralische Rückerinnerungen“. Von C. v. K. – Illustrirte Blätter. II. Jahrg., Nr. 41 und 42: „Die erste Aufführung des Freischütz in Berlin“. – Literarische und kritische Blätter der Börsen-Halle (Hamburg, 4°.) 14. Februar 1835, Nr. 1004: „Betrachtungen über die Musik von Weber, besonders über die vom Freischützen“. Von Fetis. [Aus dem „Temps“.] – Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von J. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) 1855, Nr. 16: „Weber’s Freischütz in Paris“. – Neue Freie Presse, 1871, Nr. 2318, im Feuilleton: „Der Originalstoff zu Weber’s Freischütz“. Von A. W. Ambros. – Dieselbe, 17. Februar 1872, Nr. 2688: „Honorar für den Freischütz“. – Oesterreichisches Morgenblatt (Prag) 1858, Nr. 7: „Der Urstoff zu Weber’s Freischütz“. – Oesterreichische Zeitung (Wien, Fol.) 1857, Nr. 75, im Feuilleton: „Der Freischütz in Riga“ [auch abgedruckt im Frankfurter Conversationsblatte 1857, Nr. 38]. – Die Presse, 1868, Nr. 208, im Feuilleton: „Der Freischütz“. Von E. Schelle. – Dieselbe, 1872, Local-Anzeiger, Nr. 288: „Erste Aufführung des Freischütz in Hamburg“. – Zeitung für Theater und Musik .... Herausgegeben von Dr. August Kuhn, 1821, Nr. 39 u. f.: „Bemerkungen über K. M. von Weber’s Freischütz“. Von Dr. Fr. Stoepel. – L’Entr’acte, 24 Nov. 1853: „Procès à propos du Freyschütz“ par Escudier. b) Ueber Euryanthe: Blätter für Musik, Theater u. s w. Herausgegeben von L. A. Zellner (Wien) I. Jahrg. 1855, Nr. 14: „Ludwig Rellstab über die Euryanthe“. – Krakauer Zeitung, 1865, Nr. 42–44: „Die Entstehung von Euryanthe und Oberon“. – Neue Freie Presse, 1865, Nr. 415, im Feuilleton: „Euryanthe“. Von Ed(uard) [204] H(anslick). – Mercur. Mittheilungen aus Vorräthen der Heimat und der Fremde. Herausgegeben von Ferdinand Philippi (Dresden, 4°.) 8. April 1824, Nr. 43: „Euryanthe, große romantische Oper“. – Presse, 1864, Nr. 347, im Feuilleton: „Die erste Euryanthe-Aufführung in Wien“. – Theater-Zeitung. Von Adolf Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 21. August 1855: „Euryanthe von Weber“. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik und Kunst (Wien, kl. Fol.) 16. Jahrg., 1870, Nr. 7 u. f.: „Weber’s Euryanthe von Liszt“. – Zeitung für Theater, Musik und bildende Künste. Herausgegeben von Dr. Aug. Kuhn, 1823, Nr. 47: „Ueber K. M. v. Weber’s Euryanthe“. – Der Zwischenact (Wiener Theaterblatt) 1859, Nr. 6: „Die erste Aufführung von Weber’s Euryanthe in Wien am 25. October 1823“. c) Ueber den Oberon: Allgemeine (Leipziger) Moden-Zeitung, 1853, Nr. 25: „Das Adagio der Oberon-Ouverture“. – Allgemeine musicalische Zeitung (Leipzig, 4°.) 11. und 18. April 1827, Nr. 15 und 16: „Oberon. Romantische Oper in 3 Acten“. Von Rochlitz. d) Ueber Abu Hassan: Presse (Wiener polit. Blatt) 1859, Nr. 310, im Feuilleton, [Ueber Weber’s Ouverture zu „Abu Hassan“. Von E. H(anslick).] – Wiener Zeitung, 1872, Nr. 265: „K. M. von Weber’s Abu Hassan“. Von A. W. Ambros. e) Ueber Preciosa: Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 120: „Entstehungsgeschichte der Weber’schen Musik zur Preciosa“. f) Ueber die Cantate Kampf und Sieg: Zeitung für die elegante Welt, 19. Juni 1826, Nr. 117: „Maria von Weber“. [Auszug aus zwei Briefen aus London über die daselbst stattgehabte Aufführung der Cantate „Kampf und Sieg“.) – g) Ueber Weber im Allgemeinen: Frankfurter Conversationsblatt (4°.) 1856, Nr. 244: „Antwort auf ein Fragezeichen“. [Eine Vergleichung der gleichzeitigen Compositeure Boieldieu, Mehul und Maria von Weber, in welcher mit aller Entschiedenheit betont wird, daß Weber eine Instrumentation und Tonmalerei in seinen Opern angewendet, wie es in gleicher Weise vor ihm nicht vorhanden war; und meint der Verfasser des Artikels weiter: „eine gerechte Kunstkritik könne ihn wohl in die erste Reihe zu den Heroen musicalisch-dramatischer Kunstschöpfungen, zu Gluck, Mozart, Beethoven und Cherubini stellen“.] – Presse (Wiener polit. Blatt) 1871, Nr. 171, im Feuilleton: „Karl Maria von Weber in seinen Werken“. Von E. Schelle. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 251, im Feuilleton: „Zwei Romantiker“. (K. M. v. Weber und Richard Wagner). – Der Zwischenact (Wiener Theater-Blatt, kl. Fol.) 21. Mai 1861, Nr. 131: „K. M. von Weber und die Romantiker“. [Eine Probe aus den „Culturhistorischen Bildern“. Von August Wilhelm Ambros. Ein geistvolles Urtheil des berühmten Musikkritikers ebenso über Weber’s Opern, wie über deren Texte.]
III. Zu einer Sammlung von K. M. von Weber’s Briefen und Reliquien. Berliner Figaro. Redigirt von L. W. Krause, 31. October 1838, Nr. 255, S. 1018: „Karl Maria von Weber’s Nachlaß“. – Der Gesellschafter. Redigirt von Gubitz; ausgegeben am 28. Jänner 1832, S. 87: „Composition von Karl Maria von Weber: Gebet um die Geliebte“. [Weber hatte mehrere von Gubitz verfaßte Lieder componirt und ihm die Originale dieser Compositionen gegeben. Eines davon ist das obige im „Gesellschafter“ abgedruckte Lied.] – Derselbe, 16. Februar 1833, enthält einen „Canon für und von Karl Maria von Weber“. Text und Composition, ersterer von Gubitz, letztere von Weber, entstanden in einem Freundeskreise, der sich nach einem in Berlin von dem Tondichter gegebenen Concerte bei einem heiteren Mahle um denselben versammelte. – Der Sammler. Wiener Unterhaltungsblatt. Redigirt von J. von Portenschlag (4°.) Jahrg., 1826, S. 79: „Karl Maria von Weber und Castil Blaze“ [enthält zwei Briefe Weber’s an Castil Blaze, datirt vom 25. December 1825, und vom 4. Jänner 1826. Zum Schluß folgt des Letzteren Antwort, insbesondere interessant wegen der darin enthaltenen Nachricht über das Geschick des „Freischütz“ auf der Pariser Bühne und wegen der darin ausgesprochenen Toleranz in Sachen des Nachdruckes, welcher natürlich auf Gegenseitigkeit beruht.] – Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Redigirt von August Schmidt, VI. Jahrg. 1846, Nr. 118–124: „Briefe von K. von Weber an Franz Edlen von Mosel“. [Es sind im Ganzen 14 Briefe aus den Jahren 1813, 1817, 1818, 1821, 1822, 1824 und 1825 und als Nachtrag ein Brief Weber’s an den Med. Dr. [205] Philipp Jungh in Prag aus dem Jahre 1815. Diese Briefe theilt Anton Schmid aus der Autographensammlung der k. k. Hofbibliothek mit]. – Dieselbe, VII. Jahrg. 14. September 1847, Nr. 110: „Drei Briefe K. M. von Weber’s an Friedrich Treitschke, Secretär der k. k. beiden Hoftheater in Wien“. [Diese Briefe sind aus den Jahren 1820 und 1821.] – Wiener Courier (Localblatt) 1856, Nr. 253: „Ein Wort zur Zeit. Gedicht von K. M. von Weber“. – Die Pariser Zeitschrift: „Les modes Parisiennes“ (Typographie Plon frères, schm. 4°.) brachte um die Mitte der Fünfziger-Jahre eine Reihe: „Lettres inédites de Weber“ aus den Jahren 1803, 1804 u. 1807. Diese Briefe sind ohne Angabe der Quelle abgedruckt und an Thaddäus Susan [Bd. XL, S. 347] gerichtet, der mit Weber befreundet war. Die Witthauer’sche „Wiener Zeitschrift“ brachte 1843 eine Reihe Briefe Weber’s an Susan, wir werden wohl kaum fehl gehen, wenn wir die in den „Modes Parisiennes“ abgedruckten für eine Uebersetzung der letzteren halten. – Guy von Charnacé stellte aus einer Autographensammlung „Briefe von Gluck und Weber“ zusammen, deren Herausgabe in Paris 1870 angekündigt wurde.
IV. Karl Maria von Weber’s Bestattung, Leichenfeier, Todtenmaske und Grabstätte. Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Von Aug. Schmidt (Wien, 4°.) IV. Jahrg. 1844, Nr. 156 und 157: „Die Beisetzung der sterblichen Ueberreste Karl Maria von Weber’s in Dresden“. Von W. J. S. E. – Dieselbe, 1844, S. 540: „Die Ueberführung der Leiche von Weber’s von London nach Dresden“. – Flora (Münchener Unterhaltungsblatt, 4°.) 1826, Nr. 104, S. 420: „Joh. (sic) Maria von Weber’s Todtenfeier“. [Wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt, die erste Anregung einer Tantième.] – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) IV. Band (1845) Nr. 90: S. 186–189: „Karl Maria von Weber“. [Dieser anläßlich der Ueberführung der irdischen Reste Weber’s von London nach Dresden erschienene pietätvolle Artikel ist von folgenden Illustrationen begleitet: Holzschnittbildniß K. M. von Weber’s, von Genien und Blumen umgeben; die Ausschiffung des Sarges von K. M. von Weber in Hamburg; die Morfieldscapelle, K. M. von Weber’s Ruhestätte in London; das Wappen der Familie von Weber; K. M. von Weber’s Ruhestätte auf dem katholischen Kirchhofe in Dresden. – Inhumation des restes de Weber 14 Décembre 1844. Holzschnitt von in L’illustration 1845, Nr. 99, S. 308. – Todtenmaske Karl Maria von Weber’s. Nach einer Photographie von Gebrüder Schwendler in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ vom 27. October 1860, Nr. 904. – Eine Ansicht des Grabdenkmals von Weber im Holzschnitt nach einer Zeichnung von A. von Reinhard brachte die Keil’sche „Gartenlaube“ im Jahrg. 1861, Nr. 3, S. 37. – Eine Ansicht der Grabstätte Karl Maria von Weber’s nach einer Originalzeichnung brachte die Leipziger „Allgemeine Moden-Zeitung“ in einem sauberen Stahlstich, im Jahre 1859 in der ersten Nummer.
V. Gedichte an Karl Maria von Weber. Abend-Zeitung. Von Theodor Hell (Dresden, 4°.) 1820, Nr. 294: „An Karl Maria von Weber bei seiner Wiederankunft in Dresden nach einer längeren Kunstreise“. Von Th. Hell. [Dieselbe enthält auch im Jahrg. 1822 – die Nummer wissen wir leider nicht – ein Gedicht von ebendemselben: „An Maria von Weber in Wien“.] – Allgemeine Moden-Zeitung. Herausgegeben von Dr. J. A. Bergk (Leipzig, 4°.), enthält im Jahrgang 1823: „Karl Maria von Weber“. Von Teubern. [Gedicht, aus dem Leben gegriffen.] – Dieselbe, 1826, Nr. 49: „Auf den Tod des k. sächs. Capellmeisters Karl Maria von Weber“. Von Karl Kirsch. – Einheimisches. Beilage zu Th. Hell’s „Abend-Zeitung“ (Dresden, Arnold, schm. 4°.) 15. Juni 1826, Nr. 11: „Karl Maria Freiherr Weber“. Von Theodor Hell. – Dasselbe, 1827, Nr. 6: „Karl Maria von Weber’s Gedächtnißfeier auf dem Stadttheater zu Leipzig“ [enthält das herrliche bei dieser Gelegenheit gesprochene Gedicht von Dr. Heinrich Stieglitz]. – Der Freimüthige. Unterhaltungsblatt u. s. w. Herausgegeben von Dr. Aug. Kuhn (Berlin, 4°.) 1. Juli 1826, Nr. 130: „Den Manen Karl Maria von Weber’s“. Von Traugott Barchewitz. – Der Gesellschafter. Herausgegeben von Gubitz (Berlin, 4°.) 26. November 1823, Nr. 189: „Als ich Weber’s Euryanthe gehört“. Von Ludwig Halirsch. – Hirsch [206] (Rudolf). „Lieder ohne Weltschmerz“ 2. Aufl. (Wien 1855, Groß); „Karl Maria von Weber. (Historisch)“ (erzählt in einem Sonette wie das Quaken der Frösche Weber den Gedanken zu dem berühmten Lachchor: He, he, he im „Freischütz“ gegeben]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) IV. Bd. (1845) Nr. 90, S. 189: „Gedicht“. Von Hofrath Winkler [vorgetragen bei der Beisetzung des Sarges in die Familiengruft auf dem Dresdener katholischen Kirchhofe am 15. December 1845].– Mercur. Mittheilungen für Wissenschaft u. s. w. Herausgegeben von Ferdinand Philippi (Dresden, Hilscher, 4°.) 1. Juli 1826, Nr. 78: „Bei der Nachricht von Weber’s Tod“. Von Philibert. – Zeitung für die elegante Welt (Leipzig, Voß, 4°.) 8. December 1825, Nr. 240: „An Karl Maria von Weber“. Von Karl Förster. – Außer obigen Gedichten an Weber sind uns noch manche andere bekannt, wir können aber leider nicht mit Bestimmtheit angeben, wo sie gedruckt standen; so z. B. enthält der von Symonski redigirte (Berliner) „Zuschauer“ ein Gedicht: „An Karl Maria von Weber“, von Q. von Deppen; Groß-Hoffinger’s „Adler“ den zum Concert in Dresden anläßlich der Heimführung der Asche Weber’s geschriebenen und oft nachgedruckten Prolog von Julius Mosen und die „Zeitung für die elegante Welt“ (Leipzig, Voß, 4°.) ein liebliches Räthsel, dessen Lösung „Weber“ und dessen Verfasserin keine Geringere ist als die berühmte Sängerin Henriette Hendel-Schütz.
VI. Porträts. a) Von genannten Meistern. 1) Gez. von Vogel; lithogr. von Feckert (Berlin, Schlesinger, Fol.). – 2) Unterschrift: „K. M. von Weber“. Friedr. Fleischmann sc. Zwickau bei Gebr. Schumann (4°). – 3) A. Gentili lithogr. (Fol.). – 4) Unterschrift: „Karl Maria von Weber, geb. 1786, gest. 1826“. E. H.(artmann). Schöner Holzschnitt aus E. Hallberger’s xylogr. Anstalt [auch in der „Illustrirten Welt“ Jahrg. 1861, S. 172]. – 5) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Karl Maria von Weber“. C. Hornemann lithogr. (4°.). – 6) Unterschrift: „K. M. v. Weber“. Gest. von Jügel [Umriß] im Jahrg. 1823 des Unterhaltungsblattes „Der Spiegel“ (4°.). – 7) Jügel sc. Halbfigur (Fol.). 8) Unterschrift: „Karl Maria von Weber“. Zeichnung von Q. Kolb. Holzschn. in der „Illustrirten Chronik der Zeit“ 1878, S. 281. – 9) Lithogr. bei La Ruelle. (Leipzig, Ed. H. Meyer) (Fol.). – 10) Löhr lithogr. (8°.). – 11) Unterschrift: „Karl Maria von Weber“. Stahlstich von Karl Mayer, Nürnberg (4°.). – 12) Unterschrift: „Karl Maria von Weber“. Stahlstich von Karl Mayer in Nürnberg, Eigenthum von Chr. E. Kollmann in Leipzig (4°.) [verschieden von dem vorigen]. – 13) Gemeinschaftlich auf einem Blatte mit Friedrich Wilhelm Herzog von Braunschweig-Oels, Wilhelm Prinzen von Preußen (heutigem Kaiser Wilhelm), Franz Schubert, Freiherrn v. Jelacić und Grafen Schlick. Stahlstich von Karl Mayer’s Kunstanstalt in Nürnberg (8°. und 4°.) [auch Tafel XCVI in dem von August Diezmann mit Benützung der Beiträge von Ernst von Feuchtersleben herausgegebenen „Neuen Plutarch“ (Pesth, Wien, Leipzig 1858, (C. A. Hartleben, gr. 12°.). – 14) Stahlstich von Meyer (Hamburg, G. W. Niemeyer, 4°.). – 15) F. Müller sc. (4°). – 16) J. Lang p. J. Neidl sc. (8°.). – 17) Unterschrift: „K. M. von Weber“. A. H. Payne sc. [Umrahmt von Scenen aus seinem „Freischütz“] (4°.). – 18) Lithogr. von Piloty (München, Wimmer, Fol.). – 19) C. Vogel del. 1823. C. A. Schwerdgeburth sc. (Fol.). Schönes Blatt, von dem es auch Abdrücke vor der Schrift gibt. – 20) Schimon p. Selb lithogr. (Fol.). – 21) A. Weger sc. (8°.). b) Von ungenannten Meistern. 22) Unterschrift: „K. M. v. Weber“ (Leipzig bei Breitkopf und Härtel 1827, 4°.). Kupferstich ohne Angabe des Zeichners und Stechers. Nicht häufig. – 23) Unterschrift: „Charles Maria de Weber“. Französischer Stahlstich ohne Angabe des Stechers (4°.). – 24) Unterschrift: „Karl Maria Weber“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners, xylographische Anstalt von C. G. Specht (Schöner Holzschnitt). – 25) Unterschrift: „Charles Marie de Weber“. Kräftiger, aber wenig ähnlicher Holzschnitt in der Pariser „L’illustration“ 1845, Nr. 99, S. 308. c) Oelbildnisse. Im Besitze der Witwe Weber’s befanden sich zwei Oelbildnisse desselben, das eine stellt ihn im Alter von 30 Jahren dar, das zweite ist ein Jahr vor Weber’s Tode – also 1825 – gemalt. – Der belgische Maler Hamman hat ein Bildniß Weber’s in Lebensgröße und ganzer [207] Figur ausgeführt, das auch durch Lichtbilder vervielfältigt ist.
VII. Weber’s Geburtsdatum. – Denkmal. – Büste. – Denkmünze. – Geburtshaus. – Gedächtnißtafel. – Haus in Loschwitz. – Lorberkranz. – Wappen. – Originalpartituren der Opern Weber’s. – Weber’s Selbstbekenntnisse. – Der freie Eintritt ins Theater, für Weber’s Witwe. – Parodie des „Freischütz“. – Weber’s Lieder bei den Negern. – Der Dichter des Textbuches zum „Freischütz“. – Weber’s Opernhonorare. – Weber ein Čeche.Weber’s Geburtsdatum. Weber in seiner Selbstbiographie [siehe dessen „Hinterlassene Schriften“ (Dresden 1828, Arnold) Bd. I, S. 5] gab bis zu seiner Vermälung (1817) den 18. December 1786 als sein Geburtsdatum an. So geschah es, daß, da er Karl und seine Gattin Karoline (geborene Brandt) hieß, also nicht blos die Vornamen, sondern auch die Geburtsdaten die gleichen waren. Als nun zum Zwecke der Vermälung die Taufscheine des Brautpaares eingefordert wurden, zeigte es sich, daß die Braut nicht, wie bis dahin angenommen, am 18. December, sondern am 19. November geboren sei. Aber auch der Taufschein Weber’s lautete nicht auf den 18. December, sondern gleichfalls auf den 19. November. So feierte denn Weber von seiner Vermälung ab in seiner Familie den 19. November als seinen Geburtstag, und in vielen Biographien steht derselbe auch als Geburtstag des Tondichters angegeben. Spätere Nachforschungen im Taufregister zu Eutin machten einen Irrthum des Küsters beim Eintragen des Taufactes nicht unwahrscheinlich, und man blieb noch immer im Zweifel über Weber’s wahres Geburtsdatum. Da fand sich 1850 unter alten Familienpapieren ein Notizblatt von Weber’s Vater eigenhändig geschrieben, die Geburtstage der Kinder desselben enthaltend. Die Form dieser Niederschriften läßt keinen Zweifel an ihrer Genauigkeit und Richtigkeit zu, und man verlegt daher mit Recht Weber’s Geburtstag wie früher auf den 18. December. – Weber’s Denkmal. Dasselbe wurde am 11. October 1861 in Dresden auf dem Platze zwischen dem Hoftheater und dem Zwinger, wo es an der geeignetsten Stelle sich erhebt, feierlich enthüllt. Es ist von Ernst Rietschel modellirt und in der Graf Einsiedel’schen Gießerei zu Lauchhammer in Erz gegossen. Rietschel stellte den Meister stehend an das Notenpult gelehnt, welches von einer Karyatide getragen wird, dar. In lauschender Stellung stützt der Meister die linke Hand auf das Pult, die rechte hält einen Rosenstrauß und Epheublätter, Romantik und Deutschthum symbolisirend. Auf dem Stativ des Notenpultes liest man die Namen der Opern Weber’s: Preciosa, Freischütz, Euryanthe, Oberon. Eine Abbildung und Beschreibung des in Auffassung und Ausführung gleichgelungenen Monumentes enthält die Leipziger „Illustrirte Zeitung“ in Nr. 817 vom 26. Februar 1859 und Nr. 904 vom 27. October 1860; einen Bericht über die Enthüllungsfeier aber die „Wiener Zeitung“ 1861, Nr. 244, S. 4165. – Sonntagsblätter. Redigirt von Ludwig Aug. Frankl (Wien, gr. 8°.) IV. Jahrgang (1845) S. 742: „Für K. M. von Weber’s Denkmal“. [Ein energischer Aufruf zur Betheiligung an der Errichtung des Monumentes, mit dem Hinweise darauf, daß, da ja Freischütz, Euryanthe und Oberon den Theatercassen genug eingetragen, die Theater nun auch Vorstellungen zur Bestreitung der Kosten des Weber-Denkmals veranstalten sollten]. – Weber’s Büste. Im Jahre 1824 hat der Dresdener Bildhauer Ernst Matthäi eine Büste des Tondichters, welcher ihm zu derselben mehrere Sitzungen gegeben, nach dem Zeugnisse des Archäologen Böttiger sprechend wahr ausgeführt. Es ist ein Brustbild in eigenthümlicher Kleidung, von 20 Pariser Zoll Höhe ohne das Fußgestell. Sorgfältige Gypsabgüsse, vom Bildhauer selbst angefertigt, wurden im genannten Jahre um 3 Friedrichsd’or das Stück verkauft. Später waren sie um 1 Friedrichsd’or theurer. – Denkmünze an Karl Maria von Weber. Eine solche wurde 1825, nach Angabe Dr. Hase’s, des Inspectors der Antiken zu Dresden, von dem Münzgraveur Krüger daselbst ausgeführt. Auf der Aversseite sieht man Weber’s wohlgetroffenes Bildniß; die Reversseite zeigt den auf einem Delphine reitenden „Meister der Töne“ Arion. Karl Maria von Weber’s Geburtshaus zu Eutin. Stahlstich ohne Angabe des Zeichners und Stechers in der „Allgemeinen Mode-Zeitung“ und eine Copie desselben im Holzschnitt in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“. – Gedächtnißtafel. Am 12. September 1853 wurde die Gedächtnißtafel an Weber’s Geburtshause in Eutin angesichts von nahezu 40 Liedertafeln [208] mit 300 Sängern, welche von fern und nah mit ihren Fahnen und Bannern herbeigekommen waren, feierlich enthüllt. Sie ist von Bronze mit verziertem Rande, oberhalb befindet sich das Weber’sche Familienwappen, ein Mond im goldenen, ein Stern im silbernen Felde mit der bezeichnenden Devise: Resurgam. Die Inschrift der Tafel lautet: „In diesem Hause | ward geboren | Karl Maria von Weber, | getauft zu Eutin den 20. Nov. 1786, | gestorben zu London den 5. Mai 1826“ – Weber’s Haus in Loschwitz. Eine Abbildung desselben in trefflichem Holzschnitt enthält die Zeitschrift „Die illustrirte Welt“ 1861, S. 173. – Am 6. Juni 1865 wurde zu Klein-Hosterwitz, zwischen Dresden und Pillnitz, eine Gedenktafel an jenem Winzerhäuschen festlich eingeweiht, das in den Jahren 1818 bis 1824 Karl Maria von Weber’s geliebtester Sommersitz gewesen und in dessen Räumen neben anderen bedeutenden Compositionen, vor allen die Oper „Euryanthe“ geschrieben wurde. – Eine Abbildung dieses Weberhäuschens in Holzschnitt brachte die Leipziger „Illustrirte Zeitung“, Nr. 1147, Jahr 1865. – Weber’s Lorberkranz. Derselbe, von Silber angefertigt, wurde von Seite des Hamburger Musikvereines nach Dresden geschickt, damit er auf den Sarg der von London dahin überführten Leiche gelegt werde. Er ist massiv und ausgezeichnet schön gearbeitet. Die Inschrift lautet: „Dem Andenken K. M. von Weber’s, der Musikverein in Hamburg“. Später diente der kostbare Kranz als Schmuck der Todtenmaske des verewigten Meisters. – Wappen der Familie von Weber. Ein von Gold und Schwarz senkrecht getheilter Schild. In der goldenen Hälfte ein silberner mit den Spitzen nach innen gekehrter Halbmond, in der schwarzen Hälfte ein goldener Stern. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter goldgekrönter Turnierhelm, auf dessen Krone sich ein offener Adlerflug erhebt. Unter dem Schilde sieht man die zutreffende Devise: „Resurgam“. – Die Originalpartituren von Weber’s Opern „Freischütz“, „Euryanthe“ und „Oberon“. Im Jahre 1856 ging durch die Journale die Nachricht, daß die Originalpartitur des „Oberon“, von Weber’s eigener Hand geschrieben, bei dem Brande des Coventgarden-Theaters mitverbrannt sei. Dem ist nicht so. Um die Partituren der größeren Opern vor den Wechselfällen des Privatbesitzes zu schützen, übersendeten die Hinterbliebenen des Compositeurs den „Freischütz“ dem Könige von Preußen, die „Euryanthe“ dem Könige von Sachsen und die Originalpartitur des „Oberon“ dem Kaiser Alexander von Rußland zum Geschenke. Weber’s Sohn Max Maria trat allen gegentheiligen Nachrichten, namentlich der, daß er durch den russischen Staatsrath Kupfer den „Oberon“ dem Kaiser Alexander habe überreichen lassen, mit einer in der von Glöggl herausgegebenen „Neuen Wiener Musik-Zeitung“ 1857, Nr. 21, abgedruckten Berichtigung entgegen. – Der freie Eintritt ins Theater für Weber’s Witwe. Allgemeine Theater-Chronik. Redigirt von L. von Alvensleben (Leipzig, 4°.) 1837, Nr. 70: „Weber’s Manen“. [Behandelt die Thatsache, daß der Witwe Weber’s von der Dresdener Intendanz der freie Eintritt ins Theater unter solchen Bedingungen gewährt wurde, daß diese es vorzog: freiwillig auf denselben zu verzichten. Daran knüpft der Redacteur beherzigenswerthe und in ähnlichen Fällen zu berücksichtigende Gedanken und Bemerkungen]. – Weber’s Selbstbekenntnisse. Wiener allgemeine Musik-Zeitung. Redigirt von Aug. Schmidt, Jahrgang 1847, Nr. 127, S. 5311: „Selbstbekenntnisse Karl Maria von Weber’s. Geschrieben am 10. Jänner 1840 Nachts 11 Uhr“. [Da unser Tondichter bereits 1826 gestorben, so ist die Jahreszahl 1840 entweder ein Druckfehler oder das Selbstbekenntniß des großen Meisters, welches nicht immer mit der Sachlage übereinstimmt, eine Mystification.] – Parodie des „Freischütz“. Er ist vielleicht Wenigen bekannt, daß zu den Liedern in der zu ihrer Zeit sehr beliebten und oft gegebenen Posse „Parapluiemacher Staberl’s Hochzeit“ die allbekannten Arien und Chöre aus dem „Freischütz“ verwendet wurden. Die Engländer gingen aber noch weiter und brachten zu Weihnacht 1824 im Drurylane-Theater die Pantomime: „Die singenden Bäume und die goldenen Gewässer“, in welcher das Kugelgießen in der Wolfsschlucht in einer die Kinder besonders ergötzenden Weise parodirt wird. Pantalon und Clown bewohnen zusammen ein Haus, in welchem es spukt und citiren da, neben dem Bratofen in der Küche, den Geist des verstorbenen Kochs Samiel, ihnen beizustehen. Er steigt aus einem Küchentopf hervor und gibt seinen Clienten die Weisung, sieben [209] Pfannkuchen zu machen, sechs für sie den siebenten, einen Riesen, für ihn. Sie schreiten zum Werk, und so wie einer in Butter geschmort und gar gebacken hervorspringt, vermehrt sich der Küchenspuk und das Getümmel. Die schwarze Katze, eine Nebenbuhlerin der romantischen Eule, schießt feurige Strahlen aus ihren Augen. Die Bratpfanne kocht feurigen Schaum über, die Schüsseln klatschen und schwatzen, als wäre Leben in ihnen; an der Wand hin treibt ein wildes Heer von skeletirten Ratten und Mäusen, bis am Ende das ganze kupferne und irdene Kuchengeschirr zu erglühen und zu tanzen anfängt, Raketen und Sprühteufel losprasseln, die ganze Küche in Feuer und Flammen steht und die Feuercompagnie mit Löscheimern, Feuerspritzen und Zubringern hereinstürzen. Und der köstliche Spaß verfehlte seine Wirkung nicht. – Weber’s Lieder bei den Negern. In den Dreißiger-Jahren berichtete ein Bremer Kaufmann, der in Geschäften Brasilien bereiste, daß in diesem Lande sowohl, als in Westindien, die Zuckerkisten und Kaffeesäcke von den Negern nach der Melodie des „Jungfernkranzes“ und des „Jägerchors“ in die Schiffe gewunden werden. Die Neger haben natürlich diese Gesänge von den deutschen Matrosen gehört, und die volksthümliche Weise hat selbst bei den Schwarzen Anklang gefunden. – Der Dichter des Textbuches zum „Freischütz“. Friedrich Kind hat dasselbe geschrieben. Es ist das erreichte Ideal eines Textbuches; nahe kommt ihm jenes zu Boieldieu’s Oper „Die weiße Frau“. Kind erhielt für seine Arbeit eine dürftige Entlohnung und war damit – ein für alle Male abgefertigt. Indessen erlebte die Oper tausend und tausend Aufführungen, trug den Directoren Hunderttausende von Gulden ein, doch keiner ließ dem Dichter auch nur die geringste Tantième zukommen, die, wenn sie noch so klein gewesen wäre, denselben zum wohlhabenden Manne gemacht haben würde. Um nun einigermaßen für seine Arbeit eine Entschädigung zu erhalten, fand sich Kind im hohen Alter genöthigt, sein Textbuch herauszugeben, und um durch den Verkauf desselben einen kleinen Gewinn zu erlangen, versah er diese – 1844 bewerkstelligte – Ausgabe mit einigen Briefen Weber’s, einer Novelle und etlichen Gedichten. Das ist doch echte Poetenmisère. – K. M. von Weber’s Geburtsdatum. Die Angaben bezüglich desselben schwankten, daher ist auf der Gedächtnißtafel an Weber’s Geburtshause in Eutin nur der Tauf- (nicht Geburts-) und Sterbetag angegeben. Der Tonkünstler selbst hatte immer den 19. November als seinen Geburtstag gefeiert. Erst 1850 fand sich unter alten Familienpapieren ein Notizblatt von dem Vater Weber’s eigenhändig geschrieben, welches die Geburtstage seiner Kinder enthielt, und nach welchem der 18. December als K. M. von Weber’s Geburtsdatum ausdrücklich angeführt ist. [Die Glocke, 1860, Nr. 53: „Das Datum an Karl Maria von Weber’s Geburtstag“.] – Honorare, welche Weber für seine Opern erhielt. Für den „Freischütz“ empfing er ein Honorar von 40 Friedrichsd’or, doch wurden ihm bei dem glänzenden Erfolge dieser Oper Nachschüsse bewilligt. Für die „Euryanthe“ bezahlte ihm die General-Musikdirection im Vertrauen auf sein Talent ein Honorar von 800 Thalern. Aber diese Oper erwarb sich so wenig die Gunst des Publicums, daß in den acht Vorstellungen, welche sie erlebte, die Einnahme von 1400 Thalern allmälig bis auf 600 Thaler herabsank, woran zunächst der ganz verunglückte Text der Helmine von Chezy Schuld trug. Für den „Oberon“ bot aber Spontini, Generaldirector der Berliner königlichen Theater 800 Thaler, welche in zwei Raten, die erste mit 500, die zweite mit 300 Thalern, bezahlt werden sollten. Die Weber’schen Erben gingen darauf nicht ein, und so erstand die Direction des Königstädter Theaters das Werk um das unbedingte Honorar von 800 Thalern. – Karl Maria von Weber ein Čeche. Der Nationalitätendünkel treibt absonderliche Blüten. Die „Národní listy“, ein čechisches Volksblatt, stellten im Jahre 1861 die Behauptung auf, daß Karl Maria von Weber ein čechischer Componist sei, und traten, als deutsche Blätter gegen diese Absurdität ihr Veto einlegten, in Nr. 262 desselben Jahres den Beweis für ihre Behauptung an. Die einzige Thatsache, auf welche die „Národní listy“ dieselbe stützen, ist, daß Weber, der während seines mehrjährigen Wirkens in Prag Gelegenheit hatte, einige čechische Volkslieder zu hören, die, wie alle Volkslieder, somit auch die slavischen, einer gewissen Eigenthümlichkeit und eines besonderen Reizes nicht entbehren, ein paar Motive čechischer Weisen, so jene zum Triumphmarsche des Schützenkönigs, einen čechischen Jahrmarktmarsch [210] und noch etliche Volkslieder ein paar Liedern im „Freischütz“ zu Grunde gelegt, wie er denn auch in der „Preciosa“ spanische Zigeunergesänge, im „Oberon“ orientalische Weisen benützt hatte. Darauf hin den „Freischütz“, diese deutscheste der deutschen Opern zu einer čechischen Oper zu stempeln, grenzt nahezu an nationalen Größenwahn. Ja noch mehr! Im besagten Artikel, den wir für Jene, die ihn in Uebersetzung zu lesen wünschen, genau bezeichnen – die Uebersetzung befindet sich in der „Presse“ 1861, Nr. 299 – nehmen die Čechen auch Luther, Händel, Bach, Weigl , Mozart, Winter, Päer, Spohr, Wagner, Meyerbeer für sich in Anspruch und schließen ihre Behauptung mit folgendem energischen Satze: „Kurz, es wäre, wenn es überhaupt dafür stünde, sehr leicht nachzuweisen, daß der ganze Plunder, den die Welt „deutsche Musik“ nennt, eigentlich čechische Musik sei“. Da die čechische Anschauung der deutschen Dinge schon vor einem Vierteljahrhundert solche Blüten trieb, kann man sich über die Debatten im böhmischen Landtage und österreichischen Reichsrathe im Winter 1885/86 wohl nimmer wundern. – Weber im Romane. Episoden aus Weber’s Leben sind in Novellen und Bluetten wiederholt behandelt worden; zu einem culturgeschichtlich-biographischen Roman in drei Theilen verarbeitete des Tonkünstlers Leben Heribert Rau in seinem Werke: „Karl Maria von Weber“ (Leipzig 1865, Thomas, 8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [siehe S. 210, Nr. 21].