BLKÖ:Schwarzenberg, Adolph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 33 (1877), ab Seite: 12. (Quelle)
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3. Adolph Graf Schwarzenberg (geb. 1547, gefallen im Kampfe bei Papa 29. Juli 1600), von der niederländischen heute fürstlichen Linie; einziger Sohn des gleichfalls vor dem Feinde gebliebenen Wilhelm (III.) von Sch.[WS 1] und Anna’s von der Harff. Widmete sich frühzeitig dem Waffenhandwerk und kämpfte an der Spitze deutscher Krieger in den Schlachten Philipp’s II. in den gegen die spanische Tyrannei sich aufbäumenden Niederlanden, dann in den Kämpfen der katholischen Liga gegen die Hugenotten unter Coligny und Heinrich von Navarra. Ruhm und verdienten Dank erntet aber Adolph in den Kämpfen gegen die den christlichen Glauben und die Monarchie schwer bedrohenden Osmanen, deren Macht nach Raabs Verlust und dem Falle von Ofen immer dräuender und gefährlicher wurde. Bevor Adolph nach Ungarn zog, erscheint er noch als kurfürstlich cölnischer geh. Rath, fürstlich Lüttich’scher Marschall, Statthalter, General und Landhofmeister im Stifte Cöln. Im Jahre 1594 war er mit 2000 selbstgeworbenen wallonischen Reitern nach Ungarn gezogen, wo er zunächst an der Belagerung von Gran in energischer Weise sich betheiligte, dann im Jahre 1595 bei der Eroberung von Hatvan mitkämpfte und den mit Pálffy errungenen Sieg von Keresztes, bei dem 43 Kanonen gewonnen wurden, nur durch die unzeitige Plünderungsgier der Soldtruppen einbüßte. Das schönste Blatt in seinem Ruhmeskranze ist aber die Wiedereroberung Raabs, deren Andenken in dem Wappen der Schwarzenberge erhalten ist. Einer Sage nach hatten die Türken zum Hohne der Christen auf einem Thurme einen metallenen Hahn aufgerichtet und den Ausspruch gethan: nicht früher würden die Christen Raab wieder bekommen, als bis der Hahn zu krähen beginne. Und er hat gekräht, als Graf Adolph am frühen Morgen des 29. März 1598 die Türken mit dem Krachen seiner hölzernen Petarde aus dem Schlafe weckte. Seither nennt die dichtende Geschichte Adolph den „Vezier mit der hölzernen Petarde“. Die Sache aber verhält sich folgendermaßen. Durch Pálffy’s Kundschafter hatte man erfahren, daß die Türken in Raab einige Zufuhren aus Ofen erwarteten. Diese mußten nun durch fünf verkleidete und der Sprache kundige Huszaren angesagt werden, worauf die Thorwache unbesorgt die Zugbrücke niederließ, und Baron Vabecourt eine bereits bei Tata 1579 erprobte hölzerne Petarde am Weißenberger Thore anschraubte, deren Wirkung diesesmal so ausgiebig war, daß der eine Thorflügel bis auf den Marktplatz flog. Inzwischen aber hatte sich – es war Alles unter dem Schutze der zwar mondhellen, aber nebligen Nacht geschehen – eine von Schwarzenberg und Pálffy geführte, fünfthalbtausend Mann starke Truppe in die Festung geworfen und der grauenvollste Kampf begann. Denn die zwar überraschte Besatzung hatte sich doch bald zur Gegenwehr gesetzt und verzweifelten Widerstand geleistet. Innerhalb zwölf Stunden war Raab im Besitze der Unseren. Die Türken hatten über 2000 Todte und 1000 Gefangene und 185 Kanonen nebst anderer reicher Beute verloren. Jedoch war der Sieg auch theuer erkauft, denn über 600 unserer Leute waren im Kampfe geblieben. Aber auch der moralische Erfolg dieses Sieges war groß, denn als wenige Jahre vorher diese Hauptfestung von den Türken erobert worden war, erfüllte große Bestürzung die Christenheit Oesterreichs bis tief in Deutschland hinein. Nun war die Festung, welche die Osmanen selbst für unbezwingbar gehalten, wieder zurückgewonnen. Der Jubel kannte keine Grenzen. Auf allen Kreuzwegen wurden auf kaiserlichen Befehl steinerne Denksäulen mit Adolph’s Namen und dem Mahnspruche: „Sagt Gott dem Herrn Lob und Dank, daß Raab ist gekommen in der Christen Hand“, errichtet, von denen sich manche bis auf unsere Tage erhalten haben. Adolph’s Heldenthat wurde aber von dem Monarchen kaiserlich belohnt. [13] Feierlich vom Throne herab ertheilte der Kaiser dem Helden den Ritterschlag, verschrieb ihm nebst der Stadt Hostoprutz (Auspitz) in Mähren 30.000, nach Anderen eine dreimal größere Summe und erhob ihn und seine Nachkommenschaft 1599 in den Reichsgrafenstand mit Vermehrung seines Wappens durch das sinnige Emblem: wie ein Rabe einem Türkenkopfe die Augen aushackt, und Hinzufügung der Helmdecken mit den kaiserlichen Farben. Außerdem wurde die Einnahme Raabs durch mehrere Medaillen – das kaiserliche Münz- und Antiken-Cabinet in Wien besitzt deren sieben – verewigt. Nach dem Falle Raabs folgte jener von Tata (Totis), das in den Tagen vom 3. bis zum 6. August den Türken entrissen wurde; aber schweres Ungemach, namentlich die im Christenheere eingerissene Noth hemmten Schwarzenberg’s Siegeslauf. Nach einer vereitelten Unternehmung auf Stuhlweissenburg gelang es ihm dennoch, sich am 10. October 1598 der unteren Stadt Ofen zu bemächtigen. Indessen hatten im Heere, das aus allen Nationalitäten zusammengesetzt war, dem man den Sold schuldete und das überdieß an Nahrungsmangel litt, Disciplinlosigkeit und andere Uebelstände überhand genommen. Dennoch wollte sich der Held nicht aufhalten lassen, bei dem Sturme auf Pesth im August 1599 wurde er verwundet. Aber es sollte ihm nicht vergönnt sein, im ehrlichen Kampfe gegen den Feind zu fallen, nein, von Meuterern sollte er zu Tode getroffen werden! Die Besatzung von Papa – 1200 Franzosen – hatte in schändlicher Meuterei die verrätherische Uebergabe dieses festen Platzes an den Feind beschlossen. Da eilt Schwarzenberg rasch herbei, um die Verräther zu züchtigen, wirft den Strafe für ihren Verrath fürchtenden, verzweifelt kämpfenden Meuterern sich entgegen und haucht, von einer ihrer Kugeln zu Tode getroffen, 53 Jahre alt, seine Heldenseele aus. Allgemein war die Bestürzung über dieses und noch unter solchen Umständen erfolgte Ableben des Grafen Adolph. Die Leiche wurde nach Wien gebracht und dort mit glänzenden kriegerischen Ehren in der Klosterkirche zu St. Augustin beigesetzt, wo sie noch heute in einem zinnernen Sarge unter dem Hochaltare ruht. Das prächtige Denkmal aus weißem Marmor aber, das der Kaiser dem Helden aus Dankbarkeit hatte setzen lassen, ist verschwunden. Die Inschrift desselben lautete: „Hic jacet et stare jubet, qui stando cecidit: Adolphus comes a Schwarzenberg, a lapsu fortior vivus castra, mortuus astra penetravit. Rudolphi Caesaris supremus belli Dux, consultore Deo sagi et togae consilia secutus. Cum vitam sciret esse militiam, inter arma vixit. In Germania et Belgio bello clarus, Jaurini demum a Turcis vindes. Caesari quae Caesaris, Deo quae Dei sunt, utrique fidem, utrique animam inter arma servavit, inter arma reddidit, cum ad papense praesidium pro Deo et Caesare stans occubuit. Anno MDC Julii die XXIX.“ Graf Adolph war mit Margaretha Wolff Freiin von Metternich vermält, aus welcher Ehe Adam Graf Sch. [s. d. Vorigen, Nr. 1] hervorging, [Haimb (J. H.), Schwartzenberga gloriosa (Ratisbonae 1708, 16°.) p. 126–133. – Oesterreichische militärische Zeitschrift, 1829, Bd. I, S. 314: „Des Feldmarschall Schwarzenberg Unternehmung auf Stuhlweissenburg im Mai 1598“; Bd. IV, S. 189: „Sch.’s Zug gegen Dotis, Geßtes, Csokakö, Palota und Veszprim. Im Juni 1798°. – Bornschein (Adolph), Oesterreichischer Cornelius Nepos (Wien 1812, 8°.) S. 223. – Reilly (Franz Joh. Jos. von). Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813. Kunst- und Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 74. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) Bd. II, S. 99. – Porträte. 1) (Siebmacher fec.) kl. 4°.; – 2) Ovalbild. In der Einfassung: Illust. Dn. Adolph, com. ac dn. in Schwarzenberg etc. S. C. Mtis a cons. aul. bellic. summo Hung. bell. equit. Magister; urban. uien (sic sic) etc. Praesidiar. iaurin. copiar. sux supremus. Unter dem Brustabschnitt: Occubuit XXIX Julii Ao M.D.C:. Ohne Ang. des Zeichners u. Stechers; – 3) J. v. Achen p., L. Kilian sc. (8°.); – 4) D. Custos sc. (kl. 4°.); – 5) C. de Passe fec. 1598 (8°.), schönes und seltenes Blatt. – Medaillen. Die Beschreibung von sieben Denkmünzen auf die Eroberung Raabs durch Adolph von Schwarzenberg enthält das Hormayr’sche „Archiv für Geschichte u. s. w.“ (1823, Nr. 24 u. 25 verfaßt von J. C. Arneth[WS 2]).] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wilhelm (II.) von Sch.
  2. Vorlage: J. E. Arneth.