BLKÖ:Récsey von Récse, Adam Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 101. (Quelle)
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Récsey von Récse, Adam Freiherr (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Sárd bei Magyar-Igen in Siebenbürgen im Jahre 1775, gest. zu Wien 26. October 1852). Entstammt einer siebenbürgischen, wenig bemittelten Adelsfamilie. Seine Eltern waren Joseph R. und Elisabeth geborne Kapronczai. Adam, der große Liebe für den Soldatenstand zeigte, wurde von dem Feldmarschall-Lieutenant Samuel Grafen Gyulai, der zur Zeit, als er Festungscommandant in Karlsburg war, den jungen, wohlgebildeten Jüngling kennen gelernt, im April 1789 als Cadet in sein Infanterie-Regiment Nr. 32 aufgenommen, wo er bereits nach drei Monaten eine Fähnrichsstelle erhielt. Der französische Revolutionskrieg brachte R. mit dem Regimente im Jahre 1793 nach den Niederlanden, wo er im Mai 1794 zum Unterlieutenant vorrückte. Im Jahre 1796 stand R. mit dem Regimente in Italien und focht bei Bassano, im März des folgenden Jahres rückte er zum Oberlieutenant vor. Im Jahre 1798 in das neu errichtete Infanterie-Regiment Vukassovich übersetzt, kämpfte er in demselben mit Auszeichnung bei Verona am 26. März 1799, und bei Magnon, wo er verwundet wurde. Im October 1800 wurde er Capitän und nahm als solcher an allen Kämpfen bis zum Luneviller Frieden thätigen Antheil. Anfangs December 1807 wurde er auf seinen Wunsch, in ein vaterländisches Regiment eingetheilt zu werden, in das zweite Romanen-Grenz-Regiment übersetzt, aus welchem er im Jahre 1809 als Major zu dem zweiten westgalizischen Freibataillon [102] Erzherzog Ferdinand kam. Noch hatte er aber sein Commando nicht übernommen, als bereits seine Ernennung zum Oberstlieutenant bei dem ersten adeligen siebenbürgischen Insurrections-Regimente erfolgte, dessen Organisirung er mit Raschheit und Geschick bewerkstelligte. Nach Auflösung dieses Regiments wurde R. am 1. April 1810 Oberstlieutenant bei Benjowsky-Infanterie, aus welcher er zwei Jahre später in gleicher Eigenschaft zu Hieronymus Colloredo-Infanterie Nr. 33 übersetzt wurde. Mit diesem Regimente dem österreichischen Auxiliarcorps zugetheilt, kämpfte er 1812 gegen Rußland und wurde im October g. J. zum Obersten und Commandanten desselben ernannt. Im Jahre 1813 mit seinem Regimente in der Reservearmee, bei der Division Feldmarschall-Lieutenant Baron Bianchi eingetheilt, führte er dasselbe bei Dresden, dann bei Kulm und erkämpfte sich bei Leipzig, wo er den Angriff auf Markkleeberg, die Vertreibung des Feindes aus den Auen längs der Pleiße, die Vorrückung bis in die Nähe von Döliz und die Erstürmung der entscheidenden Position mit Bravour ausführte, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, das ihm mit kaiserlichem Handbillet vom 20. October 1813 zuerkannt wurde. Im Jahre 1815 stand R. mit seinem Regimente bei der Reserve-Armee des Erzherzogs Ferdinand, kam später nach Wien, dann nach Ofen, wo am 28. Juli 1820 seine Ernennung zum General-Major und Brigadier bei der Armee in Italien erfolgte. Als solcher machte er in der Division des Prinzen von Hessen-Homburg den Zug nach Neapel mit und blieb bis 1827 als Brigadier in Palermo. Im November g. J. wurde er Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 2. Nun kam er als Brigadier nach Verona, später nach Agram und rückte am 18. März 1831 zum Feldmarschall-Lieutenant vor. Als solcher erhielt er eine Division in Italien und machte nun die Expedition in den Kirchenstaat mit. Ende August 1839 erfolgte seine Ernennung zum commandirenden General in Galizien unter gleichzeitiger Verleihung der geheimen Rathswürde. Sieben Jahre war R. auf diesem Posten und erwarb sich – wie Schreiber dieses, der damals in der Lemberger Garnison als Lieutenant stand, selbst Gelegenheit hatte, zu erfahren – die Sympathien in allen Schichten der Bevölkerung, wie vor und nach ihm kein österreichischer General. Die Stadt Lemberg verlieh ihm auch, als er nach seiner am 28. April 1846 erfolgten Ernennung zum zweiten Capitän der bestandenen ungarischen Leibgarde seinen Posten verließ, aus freien Stücken das Ehrenbürgerrecht. Im October d. J. wurde R. Feldzeugmeister. Die Ereignisse des Jahres 1848 stellten den edlen Greis – er zählte bereits 74 Jahre – noch einmal in den Vordergrund. Der gräßliche Mord des kaiserlichen Abgesandten Franz Philipp Grafen Lamberg war am 28. September 1848 auf der Pesther Brücke geschehen. Die Tage des Ministeriums Batthyány waren gezählt, schwere Ereignisse bereiteten sich in Ungarn vor. Als nun Batthyány sein Portefeuille niederlegte, erschien eine von Schönbrunn 3. October 1848 datirte königliche Verordnung, welche den Feldzeugmeister und Capitän der ungarischen Leibgarde, Adam Freiherrn Récsey von Récse, zum ungarischen Minister-Präsidenten ernannte und ihn mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragte. In dieser Stellung contrasignirte nun R. die kaiserlichen Manifeste, welche Ungarn in den Kriegszustand [103] erklärten und den Banus Jellačić mit dem Oberbefehl der Truppen im aufständischen Königreiche betrauten. Die indessen in Wien eingetretenen Ereignisse kürzten Récsey’s Minister-Präsidentschaft in unerwartet schneller Weise ab. Nach den Ereignissen des 6. October wurde der in Wien anwesende General von den Aufständischen aufgehoben und in der Aula in Gewahrsam gebracht. Nach Bewältigung der Revolution wurde auch Récsey frei. Als später die ungarische Leibgarde aufgehoben wurde, trat auch R. am 8. Jänner 1850 nach 61jähriger Dienstleistung in den Ruhestand über. Die hie und da vorkommende Bemerkung, Récsey sei der letzte Capitän-Lieutenant der ungarischen Leibgarde gewesen, ist unrichtig. R. war in der Leibgarde in letzter Zeit nur als supernumerärer Capitän-Lieutenant eingetheilt, hatte aber als solcher nie Dienste gethan und sogar nie die Uniform der Garde getragen. Der letzte Capitän-Lieutenant war der Feldzeugmeister Baron Martonitz und der letzte Capitän aber war der General der Cavallerie, August Graf Vécsey; und die Aehnlichkeit der Namen Récsey und Vecsey mag wohl die oberwähnte Verwechslung veranlaßt haben. Nur zwei Jahre überlebte R. seine Uebersetzung in den Ruhestand, denn er starb in Wien im Jahre 1852 im Alter von 77 Jahren.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1837, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1224 u. 1749. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) V. Jahrgang (1854), S. 135. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XXX. Jahrgang (1852), S. 712 [nach diesem gest. 28. October 1852]. – Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1852, Nr. 131. – Springer (Anton), Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1864 u. 1865, Hirzel, gr. 8°.) Bd. II, S. 547. – Aufzeichnungen eines Honvéd. Beiträge zur ungarischen Revolutionsgeschichte 1848 und 1849 (Leipzig 1859, Grunow, 8°.) Bd. I, S. 100–108. – Bukowina (Czernowitzer polit. Blatt) 1863, Nr. 61, im Feuilleton: „Aus dem Leben Napoleon’s II.“ [mit einer interessanten Aeußerung Kaiser Alexander’s I. von Rußland, dem, als er in Wien war, Récsey als Adjutant beigegeben war]. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Mor. Ráth, 8°.) Bd. IX, S. 66. – Kőváry (László), Erdély nevezetesebb családai, d. i. Ungarns adelige Familien (Klausenburg 1854, Barrán u. Stein, 8°.) S. 219.