BLKÖ:Habsburg, Maria Ludovica (Kaiserin der Franzosen)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
Band: 7 (1861), ab Seite: 54. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Marie-Louise von Österreich in der Wikipedia
Marie-Louise von Österreich in Wikidata
GND-Eintrag: 118577891, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Habsburg, Maria Ludovica (Kaiserin der Franzosen)|7|54|}}

245. Maria Ludovica (Luise), Kaiserin der Franzosen (geb. 12. December 1791, gest. 17. December 1847). Aelteste Tochter Franz’ I., Kaisers von Oesterreich, aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia von Neapel. Sie erhielt eine sorgfältige Erziehung und verband mit einer ruhigen und heiteren Gemüthsart große Sanftheit und edle Großmuth. Als am 27. Februar 1810 Napoleon dem Senat von Frankreich seine Absicht eröffnete, sich mit ihr zu verbinden, sagte er von ihr, daß die glänzenden Eigenschaften dieser Prinzessin seine Wahl entschieden hätten. In der That war auch Napoleon’s Ehe mit Louise, denn die Trennung von ihr war keine freiwillige, eine glückliche. Am 11. März 1810 wurde Maria Louise dem Erzherzoge Karl, der Napoleon vertrat, angetraut, am 11. April wurde ihre Ehe in der Kirche von Notre-Dame mit der höchsten denkbaren Pracht durch Cardinal Fesch eingesegnet. Der 20. März 1811 krönte die Wünsche des Kaisers durch die Geburt eines Sohnes und ganz Frankreich jubelte auf, als der 22. Kanonenschuß dem Volke die Geburt eines Prinzen verkündete. Damals schien es, als ob Napoleon’s Herrschaft für alle Zeiten fest gegründet wäre. Im Jahre 1812 begleitete Maria Louise Napoleon auf dem Zuge nach Rußland bis Dresden, wo die berühmte Versammlung fast aller fürstlichen Häupter Europa’s stattfand, und kehrte dann als Regentin des unermeßlichen Frankreichs nach Paris zurück. Sie erfüllte damals wie auch später ihre Pflichten als Regentin mit gewissenhafter Treue; die Rede, welche sie in der großen Senatsversammlung nach der Schlacht von Leipzig hielt, und ihr Aufruf an die Franzosen aus Blois, 7. April 1814, sind die sprechendsten Beweise davon. Früher noch, bald nach seinem unglücklichen Feldzuge in Rußland, übergab Napoleon seine Gemalin und seinen Sohn, am 25. Jänner 1814, der Obhut der Nationalgarde von Paris, deren Officiere in den Tuilerien zusammenberufen worden waren und den Schwur leisteten, das ihnen anvertraute Gut zu bewahren. Durch Decret vom nämlichen Tage wurde Maria Louise abermals zur Regentin von Frankreich ernannt, und Napoleon ging zur Armee ab, die nicht mehr zur Eroberung, sondern zur Deckung des heimatlichen Bodens bestimmt war. Die Ereignisse dieses denkwürdigen Jahres sind in Aller Gedächtniß, die Siege an der Seine und Marne konnten den Kaiser nicht retten, der Verrath von Soissons – Moreau hatte es übergeben – hatte seine wohlangelegten Pläne vereitelt, Schlag auf Schlag traf den bisher Ungebeugten und fünf Stunden von Paris wurde er von der Uebergabe der Hauptstadt seines Reiches unterrichtet. König Joseph hatte die Kaiserin mit dem König von Rom, diesen Titel hatte Napoleon noch vor der Geburt seinem Sohne ertheilt, nach Blois geführt. Die neuen Pairs des Reiches, dieselben Männer, die Napoleon Alles was sie waren, was sie besaßen, verdankten, waren seine und des Landes Verräther. Nach der Abdankung Napoleon’s begab sich die Kaiserin nach Orleans und von hier in Begleitung des Fürsten Eßterhazy am 12. April nach Rambouillet, von wo sie sich am 16. April nach Klein-Trianon zu einer Unterredung mit ihrem Vater, dem Kaiser Franz, verfügte. Ihrem [55] Gemale zu folgen, wurde ihr nicht gestattet; sie reiste nun am 25. April 1814 mit ihrem Sohne durch die Schweiz nach Schönbrunn, wo sie auch während Napoleon’s Rückkehr von Elba sich aufhielt, seinen Einladungen, nach Paris zu kommen, war sie nicht im Stande Folge zu leisten. Ihr Sohn verlor seinen Namen Napoleon und erhielt später, mittelst Patent vom 18. Juli 1818, den Titel eines Herzogs von Reichsstadt. Eine kurze Unterbrechung im Jahre 1815 ausgenommen, es galt einen entdeckten Entführungsplan zu vereiteln, blieb derselbe bis März 1816 immer unter der Aufsicht der Kaiserin. Als er am 22. Juli 1832, 22 Jahre alt, in den Armen seiner Mutter sein Leben aushauchte, glaubte Alles mit ihm das Geschlecht Napoleon’s erloschen. Daß es anders, beweist die Gegenwart. Am 17. März 1816 übernahm Maria Louise die Regierung der ihr, neben dem Titel kaiserlicher Majestät, im Vertrage von Fontainebleau zugesicherten Herzogthümer Parma, Piacenza und Guastalla. Ihr Sohn blieb unter der Obhut seines Großvaters, des Kaisers Franz, in Wien. Am 20. April 1816 hielt sie in Parma ihren Einzug. Die Regierung der Kaiserin Maria Louise in Parma war, die revolutionären Bewegungen im Jahre 1831, welche von Reggio aus auch nach Parma sich verbreitet hatten, ausgenommen, ungetrübt, den eigenen Charakter der Milde drückte sie allen ihren Regierungsacten auf, und die Worte des Grafen Dietrichstein, mit welchen er den Sarg mit der Leiche der Fürstin dem Pater Guardian, als Hüter der kaiserlichen Gruft bei den Kapuzinern in Wien, übergab, sind die bezeichnendsten: „Es ist die entseelte Hülle einer Fürstin, die während ihrer 32jährigen, durch Gerechtigkeit und Milde ausgezeichneten Regierung im Erschaffen und beharrlichen Fortführen großartiger, nützlicher Unternehmungen, in steter Uebung unzähliger Wohlthaten ihre Freude fand.“ Maria Louise war 56 Jahre alt geworden. Sie befand sich, als 1847 die politischen Bewegungen in Parma neuerdings ausgebrochen waren, auf einer Reise nach Deutschland und fand ihren Tod in Wien.

I. Biographie and Biographisches. a) Selbstständige Werke. Colau (Pierre), Marie Louise de Lorraine, archiduchesse d’Autriche, impératrice des Français événements remarquables arrivés depuis sa naissance jusqu’à ce jour (Paris 1815, 8°.). – Durand (Madame), Mes souvenirs sur Napoléon sa famille et sa cour. 2 Bde. (Paris 1819, 12°., auch 1820), wiedergedruckt unter dem Titel: Mémoires sur Napoléon, l’impératrice Marie Louise et la cour des Tuileries etc. (Paris 1828, 8°.), deutsch übersetzt (Dresden 1821). – Goulet (Nicolas), Fêtes à l’occasion du mariage de Napoléon avec Marie Louise (Paris 1810, 8°.). – Lehodey de Saultchevreuil (N.), Histoire de la régence de l’impératrice Marie Louise et des deux gouvernements provisoires. – Meneval (baron de), Napoléon et Marie Louise; Souvenirs historiques. 3 Bde. (Paris 1843; ebd. 1844); in’s Deutsche übersetzt von August Diezmann. 3 Bde. (Leipzig 1844 und 1845). – Maria Louise und der Herzog von Reichsstadt, der Sohn Napoleon’s, die Opfer der Politik Metternich’s (Bern 1849, 8°.). – Ronchini (Amad.), Gesta di S. M. Maria Luigia principessa imperiale, arciduchessa d’Austria duchessa di Parma, Piacenza e Guastalla, narrate per epigrafi latine con volgarizzamento di Luigi Rabò (Parma 1845, 4°.). – Sonnenfels (Joseph von), Mythe auf die Vermählung (Marie) Louisens mit Napoleon dem Großen (Wien 1810, 4°.).
I. a) In Zeitschriften und Werken Zerstreutes. (Leipziger) Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 1848 (X. Bd.) Nr. 240, S. 82. – Mailáth (Joh. Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes, 8°.) Bd. V, S. 316, 333, 357. – Allgemeine Moden-Zeitung, herausg. von Dr. J. A. Bergk (Leipzig, Industrie-Comptoir, 4°.) 1823, Nr. 19: „Die beiden Kaiserinen von [56] Frankreich“. – Dieselbe 1830, Nr. 92: „Die Kaiserin Marie Louise“. – (Brünner) Neuigkeiten (Localblatt, Fol.) 1857, Nr. 272 und 274: „Ein Hochzeitgeschenk der Kaiserin Marie Louise“. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs (Heidelberg 1843, J. C. B. Mohr, 8°.) Bd. VII, S. 599: Ihre Vermälung mit Napoleon; S. 880, 1102 u. f.: wird als Regentin erklärt; 1138: zieht mit der Regentschaft nach Paris; 1165, 1168, 1172, 1219: ihr Benehmen und ihre Stellung nach Napoleon’s Abdankung; 1195: erhält Parma. – Les Souverains de l’Europe en 1828 ... Londres 1828, Treuttel & Würtz, 8°.) S. 183: „Parme. Marie Louise Duchesse“. – Zeitung für die elegante Welt, herausg. von Heinrich Laube, 1844, S. 405 [ein paar Züge aus dem Leben der Kaiserin Maria Louise, aus Varnhagen von Ense’s Schilderung seines Aufenthaltes in Paris]. – Selbstverständlich enthalten alle Werke über die Geschichte Napoleon’s, so wie die reiche Napoleonische Memoiren-Literatur Vieles und Verschiedenes [je nach dem Parteistandpuncte der Autoren] über die Kaiserin Maria Louise; das Alles hier aufzuzählen, unterlassen wir aus dem Grunde, weil die Literatur über Napoleon selbst ein umfangreiches Werk bildet.
II. Porträte. 1) F. Bosco inv., P. Andouin sc. (gr. Fol.); – 2) (Benoist sc.) (4°.); – 3) Monsorno p., F. W. Bollinger sc. (Fol.); – 4) Guerard p., A. B. Desnoyers sc. (4°.); – 5) Douas sc. (4°.); – 6) Guerard p., Jügel sc. (Fol.); – 7) Monsorno p., J. Mansfeld sc. (Fol.); – 8) Höchle p., J. Neidl sc. (Fol.); – 9) Isabey del., L. Rados sc. (Fol.); – 10) Kreutzinger p., D. Weiß sc. (Fol.); – 11) G. Zancon sc. (4°.).
III. Medaillen. 1) Vermälung Napoleon’s mit Maria Louise, 1810 (drei verschiedene Medaillen). – 2) Regentschaft der Kaiserin, 1814 (nicht ausgegeben). – 3) Maria Louisens Ankunft in Parma. 1816. – 4) Wiederherstellung der Kunstakademie in Parma, 1816. – 5) Brücke über den Taro, 1818. – 6) Brücke über die Trebia, 1821. Bronzemedaille. – 7) Grundsteinlegung zur Brücke über die Trebia, 1825. – 8) Besuch in der Münze, 1825. Bronzemedaille. – 9) Straße nach Foro. – Vergleiche überdieß das „Verzeichniß der von dem k. k. Feldmarschall-Lieutenant Ludwig de Traux in Wien hinterlassenen Münz- und Medaillen-Sammlung“ (Wien 1856, 8°.) Nr. 1603, 1604–1609, 1624, 6119–6129.