BLKÖ:Czechowicz, Simon

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Czechorod
Nächster>>>
Czecz, Johann
Band: 3 (1858), ab Seite: 94. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Szymon Czechowicz in der Wikipedia
Szymon Czechowicz in Wikidata
GND-Eintrag: 123914019, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Czechowicz, Simon|3|94|}}

Czechowicz, Simon (Historienmaler, geb. zu Krakau [nach mehreren Angaben zu Wieliczka) 22. August 1689, gest. zu Warschau 21. Juli 1775). Der Sohn adeliger aber armer Eltern. Bereits der Knabe fand Schutz und Obhut bei Franz Maximilian Grafen Ossoliński, der ihn erziehen ließ. Früh zeigte der Knabe Anlagen zur Malerei, aber für die Ausbildung in dieser Kunst gab es damals in Galizien keine Gelegenheit. Sein Mäcen wußte auch Rath dafür, und schickte ihn auf seine Kosten nach Italien. In Dankbarkeit für solche Wohlthaten unterschrieb sich C. auf vielen seiner Gemälde: „Simon Czechowicz Pol. Dom. Ossol. Pictor. Romae.“ In Rom warf sich C. ganz auf seine Kunst, Karl Maratti zuerst sein Lehrer, wurde in der Folge sein Freund. Das Studium der dortigen Meisterwerke ließ er sich ernstlich angelegen sein und in kurzer Zeit waren seine Arbeiten selbst so ausgezeichnet, daß sie von der Akademie von St. Lukas mehrere Male mit Preisen betheilt wurden. Dreißig Jahre hatte C. in Rom bereits gelebt und gearbeitet, als seine Gesundheit in Folge von Anstrengung und vom Clima so angegriffen ward, daß ihm Aerzte die Rückkehr in’s Vaterland anriethen. Mit schwerem Herzen verließ C. das ihm zur zweiten Heimat gewordene Rom, ging zuerst in seine Geburtsstadt Krakau, bald aber nach Warschau, wo er sich wieder ganz seiner Kunst widmete. Insbesondere waren es religiöse Stoffe, welche C. in seinen Gemälden mit Vorliebe behandelte. Der Zug seines Herzens trieb ihn nach dieser Richtung und er blieb derselben bis an seinen Tod getreu. Viele Werke seines Pinsels schmücken die Kirchen in Polen, Lithauen, in der Ukraine und in Schlesien und viele sind im Besitze von Privaten zerstreut. Für ein längeres Verweilen in Wilna spricht die große Menge seiner Bilder, welche sich in dieser Stadt befinden. Auch zu Podhorce im Schlosse des Krakauer Castellans Wenzel Rzewuski sind viele Arbeiten seiner Hand. Sie fallen in das Jahr 1767, in welchem Rzewuski selbst sich ununterbrochen dort aufhielt. Im Jahre 1770 brachte ihn der Jesuiten-Rector Czerniewicz nach Polock, wo er 2 Jahre blieb und eine große Menge Bilder vollendete. Im vorgerückten Alter ward der Künstler Tertianer des Kapuziner-Ordens in Warschau und arbeitete nun viele Bilder für die Kirchen seines Ordens. Er starb 80 Jahre alt und wurde in der Gruft seiner Klosterbrüder beigesetzt, wie es das Todtenbuch des Klosters bestätigt. Czechowicz nimmt den ersten Rang unter den polnischen Malern der früheren Jahrhunderte ein. Seine Arbeiten sind correct in Zeichnung, natürlich in der Gruppirung, frisch und wahr im Colorit. Nicht immer will es ihm im Faltenwurfe, der oft schwer ausfällt, glücken. Doch verrathen alle seine Arbeiten, daß er der [95] begabte Zögling einer Schule, der römischen, gewesen, aus der noch immer tüchtige Künstler hervorgegangen. Aber nicht nur in dieser Richtung stehen C.’s Verdienste fest, er hat auch um die Vervollkommnung und Ausbildung der Malerei in Polen überhaupt große Verdienste; denn er hatte der erste eine förmliche Malerschule eröffnet; für eine Auswahl correcter Zeichnungen gesorgt; mit nicht geringen Auslagen Abgüsse classischer Modelle von Rom gebracht und das Alles unentgeltlich seinen Schülern übergeben. Aermere Schüler hatte er aus eigenen Mitteln unterstützt, und so ist es er, der eigentlich den Geschmack und die Liebe für diese Kunst im Lande verbreitet hat. Seine ausschließlich religiöse Richtung in der Malerei dürfte den eigenthümlichen Umstand erklären, daß Stanislaus August, der so viele Künstler jener Zeit beschäftigte, auch nicht ein Bild von C. hatte malen lassen. Die Künstler behandelten zu jener Zeit in ihren Gemälden nur weltliche, sinnliche Stoffe, denen C. in allen seinen Arbeiten fremd geblieben. Groß ist die Menge der Gemälde, welche C. vollendet. Rastawiecki allein zählt deren 278 auf, bemerkt aber, daß eine vollständige Kenntniß der Gemälde C.’s sehr schwer falle. Hier folgen nun die besten Bilder dieses Künstlers und alle jene, welche sich im Kaiserstaate zerstreut befinden. In den Seitenaltären der Piaristenkirche zu Krakau: „H. Maria Schutz“; – „Die Kreuzabnahme“; – „Der h. Antonius“; – „Die h. Anna“ und „H. Johann Nepomuk“ (diese Bilder scheint C. noch in Rom gemalt zu haben); – in derselben Kirche: „Die h. Mutter Gottes in den Wolken, Sich über Krakau erhebend“; die Ansicht Krakau’s, als eines Bildes der Stadt im vorigen Jahrhundert, ist interessant; – in der Florianer Kirche in Krakau: „Das Wunder des heiligen Johann von Kanty“; – in der Sammlung der technischen Schule in Krakau: „Christus gibt Petrus die Schlüssel“, kleines Bild, der erste Entwurf des großen Bildes, welches den Hauptaltar in der St. Peterskirche zu Krakau schmückte, und das in völliger Unkenntniß des Werthes vom Hochaltar abgenommen und vernichtet worden. – Unter den an anderen Orten befindlichen Gemälden sind zu nennen: „Mariä Himmelfahrt“, Hochaltarbild der Collegiatkirche der H. Maria in Kielce. C. hatte das Bild in Rom gemalt, es kam dann durch die Krakauer Piaristen im J. 1727 um den Preis von 2000 poln. Gulden nach Polen. – In Wilna befinden sich über 30 Gemälde seines Pinsels, darunter sind besonders bemerkenswerth: „H. Johann der Evangelist in Begeisterung“; – „H. Joseph mit dem Jesuskinde“; – „Die h. Mutter Anna mit dem Engel“ und die „Kreuzigung des Erlösers“, beim Kreuze stehen die heil. Maria und Maria Magdalena; von diesem Gemälde besteht ein Kupferstich von Oleszczyński in Paris in dem von J. K. Wilczyński herausgegebenen Wilnaer Album; – dann der „H. Joseph mit dem Jesukinde auf den Armen“, ebenfalls von dem Vorgenannten gestochen und im nämlichen Album; – „Das Wunder des heiligen Johann von Kanty mit dem zerbrochenen Milchtopfe“ wird für das größte Meisterstück des Künstlers gehalten. Von diesem schönen Bilde bestehen drei Copien; – „Die Vorstellung im Tempel“ befand sich zu Lemberg in einer Privatsammlung (kam 1839 zum Verkauf). Eine große Menge von Bildern – 107 an der Zahl – findet sich im Schlosse Podhorce, in der Nähe von Brody; darunter: „Tobias, den der Engel führt“; – „Stanislaus Kostka, den Jesus an der Hand führt“; – „Die H. Apollonia“; – „Die heil. Porciunkula“; – „Jesus wäscht den Jüngern die Füsse“; – „H. Paulus bekehrt den Consul Sergius“; – „H. Anton von Padua“; – „H. Johannes tauft Christus im Jordan“; – „Die h. Cäcilia“; – „Die h. Ursula“; – „Der Gruss der h. Elisabeth“; – „Der heil. [96] Kasimir“; – „Der h. Fidelis“; – „Der h. Augustin“; – „Adam und Eva“ – und eine große Menge von Gemälden mit Darstellungen aus dem Leben Jesu u. Maria’s. – Gleichfalls viele Gemälde seines Pinsels besitzt das akademische Jesuitencollegium zu Polock, darunter die Porträte: „Stephan Bathory“ in Lebensgröße; – „Papst Paul III.“; – „Papst Gregor XIII.“; – „Nikolaus Łęczycki, Jesuitengeneral“; – „Peter Skarga“; – „Lorenz Ricci, der letzte Jesuitengeneral“ – „Ludwig de Ponte“; – „Berchmans“; – „Alphons Rodriguez“; – „Kanzler Wollowicz“ alle diese Bilder sind um das Jahr 1770 gemalt, jedes oval, 11/2 Elle hoch. Da C. die Gewohnheit hatte, bevor er ein Gemälde auf die Leinwand brachte, dasselbe vorher in Bleistift zu entwerfen, und einzelne Theile des Bildes, den Faltenwurf und dergleichen, in diesen Skizzen auszuarbeiten, so besteht leicht begreiflich eine große Menge solcher Entwürfe, welche sich in den Sammlungen des Adam Günther in Dobrowlani und des Grafen v. Tyzenhauz in Postawa befinden. Alexander Graf Przezdziecki, dieser um die Geschichte der Kunst in Polen vielverdiente Forscher, hat davon im Warschauer „Athenäum“ 1842 eine ausführliche Beschreibung verfaßt.

Fueßli (J. R.) in seinem „Künstler-Lexikon“ führt den Maler Simon Czechowicz irrig zugleich als Cekowitz, Cenowitz und Lekowitz auf; in Dr. G. K. Naglers Künstler-Lexikon III. Bd. S. 232 steht unter dem Namen Simon Czechowicza (dies ist aber der polnische Genitiv seines Namens) eine sehr dürftige Notiz über ihn; auch führt er in einem der späteren Bände einen Maler Lekowicz auf, welcher Eins mit Czechowicz ist. – Heinecken in seinem Dictionnaire des Artistes erwähnt ihn einmal (IV. Bd. S. 10) als Cescowitz, das zweite Mal (IV. Bd. S. 470) als Czechowicz. – Ueber diesen Künstler siehe: Dziennik Wilenski, d. i. Tageblatt von Wilna 1815, II. Bd. S. 625–640 [enthält Nachrichten über Leben und Wirken des C., von Joseph Saunders]. – Dasselbe Blatt 1817, VI. Bd. S. 144–152. [Nachrichten über die von C. gemalten, zu Połock befindlichen Gemälde, von J. E. Lachnicki.) – Roczniki towarz. naukowego krakowskiego, d. i. Die Jahrbücher der gelehrten Gesellschaft von Krakau III. Bd. S. 243 [daselbst wird Wieliczka als Geburtsort des Czechowicz angegeben; doch Ambros Grabowski hat die Wieliczkaer Taufbücher genau durchgesehen und nichts gefunden, was diese Annahme bestätigte]. – Czasopis lwowski, d. i. Lemberger Zeitschrift 1828, I. Bd. S. 120–125: „Mittheilung von J. M. Ossoliński über C.“ – Kuryer krakowski, d. i. Der Krakauer Courier vom J. 1834, Nr. 74 und vom J. 1835, Nr. 1 [geben auch Wieliczka als seinen Geburtsort an]. – Rastawiecki (Edward). Słownik malarzów polskich, d. i. Lexikon der polnischen Maler (Warschau 1850, gr. 8°.) I. Bd. S. 100. III. Bd. S. 176. – Athenäum, eine polnische von J. I. Kraszewski redigirte Zeitschrift 1842, II. Bd. S. 186–194. – Porträt: Dasselbe mit dem Facsimile der Unterschrift: Szymon Czechowicz. W Cynkografii Banku Polsk., J. F. Piwarski lithogr. Stellt den Künstler bereits im vorgerückten Alter dar. Es ist nach einem Oelbilde des Künstlers gemacht und das Original befindet sich zu Postawa im Besitze des Grafen Tyzenhauz.