ADB:Mozart, Leopold

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Artikel „Mozart, Leopold“ von Ludwig Siegfried Meinardus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 421–422, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mozart,_Leopold&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:33 Uhr UTC)
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Mozart: Johann Georg Leopold M., jüngster der drei Söhne des Buchbinders Johann Georg M. und der Anna Maria Peterin, verwittweten Banneger, wurde am 14. November 1719 in Augsburg geboren, legte hier den Grund einer tonkünstlerischen und gelehrten Bildung in der Schule des Benedictinerklosters St. Ulrich, studirte später die Rechte auf der blühenden Hochschule zu Salzburg, ward aber durch Mittellosigkeit genöthigt die Stellung als Kammerdiener eines Grafen Thurn anzunehmen. Seine tonkünstlerischen Leistungen als Tonsetzer, Spieler der Violine, des Claviers und der Orgel wie als Lehrer vermittelten ihm 1743 einen Dienst als Hofmusiker, später als Concertmeister und Hofcomponist in der Kapelle des Erzbischofs Leopold (Firmian). Am 21. November 1747 heirathete er Anna Marie, die Tochter des Nicolaus Pertl, Pflegecommissars vom Stift St. Gilgen. Von sieben Sprösslingen dieser Ehe starben fünf im zarten Kindesalter. Die überlebende Tochter war Maria Anna Nepomuzena Walburgis, geb. am 30. Juli 1751 zu Salzburg, † ebendaselbst am 29. October 1829 als Wittwe des Reichsfreiherrn v. Berchtold zu Sonnenburg, eines Amtsnachfolgers von Nicolaus Pertl zu St. Gilgen. Marianne (Nannerl) war seit 1820 erblindet. - Von Wolfgang, dem jüngsten der Kinder, handelt der folgende Bericht. Derselbe kommt auf Leopold eingehender zurück. – Dieser [422] fand seine kunstgeschichtliche Bedeutung vornehmlich in seiner einflußreichen Beziehung auf seine beiden musikalischen Kinder, namentlich auf den Sohn. Seit 1762 unternahm M. mit beiden, beziehungsweise mit Wolfgang – auch in Begleitung der Mutter – Kunstreisen in Deutschland, Frankreich, England, Holland und Italien. Behufs der Repräsentation nach Außen hatte ihn der Erzbischof Sigismund (Schrattenbach) zu seinem Vicekapellmeister ernannt. Unter Hieronymus (Colloredo) wurde er erzbischöflicher Kapellmeister und Organist an der Metropolitankirche (1778). Vereinsamt und verstimmt starb er in diesem Dienst am 28. Mai 1787. Seine Gattin ward ihm zu Paris am 3. Juli 1778 in der Trennung durch den Tod entrissen. –

Bevor seines Sohnes schöpferischer Drang sich bethätigte, bewährte M. eine ansehnliche Fruchtbarkeit als Tonsetzer auf den Gebieten der Kirchenmusik und geistlichen Gattung in Messen, Litaneien, Offertorien, zwölf Oratorien. Er schrieb ferner Instrumentalmusik: 30 große Serenaden und eine Menge Symphonien, davon 18 thematisch verzeichnet 1762 bei Breitkopf; eine derselben in G ist von Wolfgang. – Concerte für Blasinstrumente in großer Anzahl. – Theatralisches, Pantomimen, Trios, Divertimente, Märsche, Ballettmusik. – Sonaten; drei solche erschienen in Würzburg; sechs radirte er 1740 selbst in Kupfer. – Gelegenheitsstücke mit und ohne Programm: Pastoralsymphonie, Soldatenmusik, türkische und sogar chinesische Versuche, Bauernhochzeit mit festlichem Pistolenschießen und Pfeifen auf dem Finger ad libitum, musikalische Schlittenfahrt, deren ausführliches Programm Otto Jahn mitgetheilt hat. – „Der Morgen und Abend, den Innwohnern der hochfürstl. Residenzstadt Salzburg melodisch und harmonisch dargebracht“, zwölf Charakterstücke für das Hornwerk (Orgel) der Citadelle Hohensalzburg. Salzburg 1759. – Seine kunstpädagogischen Grundsätze entwickelte er sehr klar in einem Lehrwerk: „Versuch einer gründlichen Violinschule“, Augsburg, J. J. Lotter, 1756. – Das Werk ward von kritischen Autoritäten als das erste seiner Gattung wegen seiner Vortrefflichkeit sehr geschätzt, erlebte häufige Auflagen und wurde ins Holländische, Französische und andere Sprachen übersetzt. – Leopold M. ward 1755 zum correspondirenden Mitgliede einer 1738 errichteten „Societät der musikalischen Wissenschaften“ zu Leipzig berufen. 1759 adressirte eine von Marpurg angeregte Berliner Gesellschaft zur Veröffentlichung kritischer Briefe über Tonkunst ihren ersten Brief an Leopold M.: „weil man keinen glücklicheren Anfang zu machen wisse, als mit seinem Namen“. – Man richtete die Briefe nur an namhafte Autoritäten. – Eingehendere Quellenschriften über Leopold M. am Fuß des folgenden Artikels. Alle dort hervorgehobenen Werke enthalten auch Nachrichten über W. A. Mozart’s väterlichen Mentor.