ADB:Knud Laward

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Artikel „Knud Laward, Herzog zu Schleswig“ von Georg Waitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 328–330, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knud_Laward&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 09:33 Uhr UTC)
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Knud, gewöhnlich mit dem Beinamen Laward bezeichnet, Herzog zu Schleswig und Beherrscher des obodritischen Reichs im östlichen Holstein und Mecklenburg, gehört auch der deutschen Geschichte an. Sohn des dänischen Königs Erich (Eiegod), Enkel des Svend Estrithson, mit dem ein neues Geschlecht zur Herrschaft in Dänemark gekommen, war er beim Tode des Vaters (1103) minderjährig; ein Bruder Erichs erhielt die Nachfolge im Reich. K., anfangs am Hofe desselben erzogen, begab sich später zu dem Herzog Lothar von Sachsen und knüpfte so eine Verbindung an, die für sein Leben von großer Wichtigkeit ward. In die Heimath zurückgekehrt, erhielt er eine Stellung an der Südgrenze des dänischen Reiches, die nach deutscher Weise als [329] herzogliche bezeichnet wird und die an Schleswig, die alte berühmte Handelsstadt an der deutschen Grenze, geknüpft, auch schon früher an Mitglieder des Königshauses verliehen war, deren Charakter und Ausdehnung sich nicht mit Sicherheit bestimmen läßt, die aber eine besondere Bedeutung für den Schutz des Landes gegen die noch heidnischen Wenden an der Südküste der Ostsee hatte; es scheint, daß dem neuen Herzog auch diese Aufgabe noch in weiterem Umfang übertragen ist und er deshalb auch als dux Daniae bezeichnet wird. Jedenfalls hat er sie vollständig gelöst, den Einfällen der Wenden ein Ende gemacht, sie selbst in ihrer Heimath aufgesucht, die Grenze auch durch Anlage fester Plätze an der Schlei geschützt, im Lande die Sicherheit der Straßen hergestellt, Recht und Frieden gehandhabt und durch strenge Gerechtigkeit daheim und bei den Nachbarn Ansehn gewonnen. Auch die Verbindung mit Lothar, der im Jahre 1126 den deutschen Thron bestieg, wird fortgedauert haben. Denn als das Geschlecht Gottschalks, der einen Versuch gemacht in Anlehnung an die deutsche Herrschaft die nordwestlichen slavischen Gebiete an der Ostsee für das Christenthum zu gewinnen (Bd. IX. S. 489 ff.), mit Heinrich und dessen Söhnen erloschen, übertrug der deutsche König dem dänischen Herzog die Herrschaft im wagrischen und obodritischen Lande, die als eine königliche bezeichnet wird, während die Angehörigen derselben ihren neuen Gebieter mit einem Namen begrüßten, der Herr bedeutete und mit dem anglischen „hlaford“ wiedergegeben wird und so zu jenem Beinamen Anlaß gegeben hat. K. begünstigte jetzt die Bestrebungen des Vicelin, der hier für das christliche Bekenntniß thätig war: eine Kirche in (Alt-)Lübeck ward wieder hergestellt, den Mönchen in Vicelin’s Kloster Faldera (Neumünster) Unterstützung gewährt. Mit dem ersten holsteinischen Grafen aus dem schauenburgischen Hause bestand kein gutes Vernehmen: sie stritten um den Alberg (bei Segeberg). Aber, wie in Schleswig von Alters her deutsche Kaufleute seßhaft waren, zwischen Schlei und Eider und an der Westküste deutsche Bevölkerung überwog, so hatte der Herzog auch Deutsche in seiner Umgebung, begünstigte deutsche Tracht und Sitte. Dagegen erregte er in Dänemark Neid und Mißgunst. Eine Zusammenkunft mit dem König Niels in Schleswig führte zu einer feindlichen Spannung, die wohl noch einmal ausgeglichen ward, aber den Groll nährte, den der Sohn des Niels Magnus gegen den mächtigen Vetter gefaßt hatte. Mit anderen Feinden Knud’s verbunden, beschloß er ihn gewaltsam aus dem Wege zu räumen. Auf Seeland, in der Nähe von Ringstedt, wohin K. zu gemeinschaftlicher Feier des Weihnachtsfestes gekommen, ward er am 7. Januar 1131 erschlagen. Der deutsche König verlangte und erhielt zur Sühne für den Mord eine Buße und feierliche Huldigung des dänischen Prinzen. K. aber ward alsbald als Märtyrer verehrt und später von der Kirche heilig gesprochen. Dies erwirkte, nachdem schon vorher der Bruder Erich ein Kloster zu seinem Andenken in Ringstedt gegründet, Knud’s großer Sohn Waldemar von Papst Alexander III., worauf die Gebeine feierlich nach Roeskilde übertragen wurden. Schon für den Bruder hatte ein schottischer Bischof Robert Leben und Wunder in drei Büchern beschrieben, ein Werk, das leider nur in kurzem Auszug erhalten ist; jetzt ward für die Zwecke des Kultus eine kürzere Darstellung verfaßt, die in unseren Tagen aufgefunden worden ist. Schleswig behielt das Andenken des Herzogs und Heiligen in dankbarer Erinnerung: die Gilde der Stadt nannte sich nach ihm; man betrachtete ihn selbst als Mitglied, und da der König Niels hier wenige Jahre später erschlagen ward, ist es als Blutrache der Gildegenossen angesehen worden. Auch hat in Schleswig von den Nachkommen Knud’s die ältere Linie in herzoglicher Würde bis ans Ende des 14. Jahrhunderts geherrscht, während eine jüngere sich bis Waldemar III. und Margarethe auf dem dänischen Thron behauptete.

[330] Vita Canuti ducis, herausgegeben von dem Unterzeichneten in den Abhandlungen der Göttinger Societät der Wissenschaften, 1858, von Usinger in Quellensammlung der Gesellschaft für schleswig-holstein-lauenburgische Gesch., IV. Bd. Diese Vita benutzte Saxo Grammaticus. Einzelne selbständige Nachrichten gibt Helmold, I. 49–51. – H. Reich, Knud Laward, Herzog von Schleswig, in Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Bd. X. S. 203–254. – Das Schleswiger Stadtrecht, S. 113–119 (wo ohne Grund die Echtheit der dem Robert zugeschriebenen Vita angefochten wird).