ADB:Klaproth, Martin Heinrich

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Artikel „Klaproth, Martin Heinrich“ von Albert Ladenburg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 60–61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klaproth,_Martin_Heinrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:24 Uhr UTC)
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Klaproth: Martin Heinrich K., berühmter Chemiker, geb. am 1. Dec. 1743 in Wernigerode, † zu Berlin am 1. Jan. 1817. Seinen ersten Unterricht erhielt er in der Stadtschule zu Wernigerode und trat mit 16 Jahren in eine Apotheke in Quedlinburg, in der er 7 Jahre verblieb. Vom J. 1766–68 war er Gehülfe in einer Apotheke in Hannover, wo zuerst sein Sinn für wissenschaftliches Studium geweckt wurde. Die J. 1768–71 verbrachte er in gleicher Eigenschaft in Berlin und Danzig und kam dann wieder nach Berlin zurück als Provisor der Apotheke von Valentin Rose, mit dem er sich innig befreundete, so daß dieser, als er noch im selben Jahre starb, ihm die Erziehung seiner beiden Söhne und die Apotheke überließ. Hier richtete sich nun K. ein zweckmäßiges Laboratorium ein und gab sich selbständigen wissenschaftlichen Untersuchungen hin und zwar mit solchem Erfolge, daß er 1782 zum Mitglied des Sanitätscollegiums, 1787 zum Mitglied der Akademie der Künste und 1788 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Schon vorher hatte er Vorlesungen an der Artillerieschule gehalten und bald darauf wurde er zum Professor der Chemie daselbst ernannt. Bei der Gründung der Berliner Universität erhielt er den ordentlichen Lehrstuhl für Chemie. Die französische Akademie ehrte ihn besonders durch Ernennung zum auswärtigen Mitgliede. Klaproth’s Hauptverdienste bestehen sowol in seinen exacten und zum Theil originellen Untersuchungen auf dem Gebiete der analytischen Chemie, als auch darin, daß er der erste deutsche Chemiker war, der Lavoisier’s antiphlogistisches System objectiven und gründlichen Prüfungen unterzog und dann demselben beitrat und auch seine akademischen Collegen zum Verlassen der damals noch in Deutschland herrschenden Stahl’schen Lehre bewog. Es gehörten in jener Zeit nicht nur ein klarer Verstand, gründliche Kenntnisse und gute Beobachtung dazu, sich von dem tief eingewurzelten Glauben an das Phlogiston loszureißen, man mußte auch die Redlichkeit und den Muth der Ueberzeugung Klaproth’s besitzen, um in jener Zeit eine Lehre in Deutschland einzuführen, die als moderne französische Chemie von den einstigen Gegnern Lavoisier’s jetzt pomphaft verkündigt wurde. K. war aber nicht nur ein Anhänger der Lavoisier’schen Richtung, bei welcher die Wage „das Ausschlaggebende“ ist, weshalb man mit Recht die neue Aera das Zeitalter der quantitativen Untersuchungen nennt, er war auch ein Förderer dieser Schule und zwar ein Förderer im eminentesten Sinne des Wort. Er war, in Deutschland jedenfalls, und neben Proust überhaupt, der bedeutendste Analytiker vor Berzelius. Wir verdanken ihm die gewissenhafte Angabe der direct durch die Analyse gewonnenen Resultate, wodurch er dem den Fortschritt der Wissenschaft hemmenden Unfug, nach willkürlichen Vorstellungen corrigirte Resultate vorzulegen, hoffentlich für immer ein Ende machte. Wir verdanken ihm weiter gewisse Vorsichtsmaßregeln vor Ausführung der Wägung; eine Verbesserung in dem Aufschließen der Silicate, die vorzügliche, noch jetzt vielfach benutzte Methode zur Trennung des Eisens vom Mangan mittelst bernsteinsaurem Natron, und gleichzeitig mit Meyer die Erkenntniß, daß das kaltbrüchige Eisen diese so gefürchtete Eigenschaft durch die Anwesenheit des Phosphors erhalte. Er konnte weiter den Nachweis führen, daß die so verschiedenartig krystallisirenden Mineralien Kalkspath und Aragonit genau dieselbe Zusammensetzung besitzen (das zweite Beispiel für die damals noch unbekannte Dimorphie), er zeigte die Aehnlichkeit der Zusammensetzung der Meteorsteine untereinander und bestimmte zuerst die richtige Zusammensetzung des Ultramarins. Seine Genauigkeit im Analysiren führte ihn auch zu den großen Entdeckungen, [61] die ihm einen in der Wissenschaft bleibenden Namen gesichert haben: im Jahre 1789 entdeckte er die Zirkonerde und das Uran, welches letztere er allerdings nicht im metallischen Zustande darstellen lehrte. Im J. 1795 fand er das Titan und das Cer, letzteres gleichzeitig mit Berzelius, 1799 die Honigsteinsäure. Daß Strontianerde von der Baryterde verschieden ist, erkennt er im J. 1793 kaum später als Hope. Er bestätigt ferner die Entdeckung der Beryllerde und die des Chroms, welche kurz vorher durch Vauquelin gemacht worden war, und die des von Müller von Reichenstein vermutheten Tellurs. Von größeren Schriften erwähnen wir hier: „Beiträge zur chemischen Kenntniß der Mineralkörper“ (6 Bde., Berlin 1795–1815), das mit Wolff herausgegebene „Chemische Wörterbuch“ (5 Bde., 1807–10) und die Uebersetzung des Handbuchs der Chemie von Gren.

Vgl. Poggendorff, Handwörterbuch, I, 1266. Kopp, Gesch. d. Chemie, I, 343–49, IV, 8 etc.