ADB:Berthold V.

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Artikel „Bertold V., Herzog von Zähringen“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 541–546, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berthold_V.&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:21 Uhr UTC)
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Bertold V., Herzog von Zähringen, † 1218. Geboren nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts, 1171 noch minorenn, 1183 mit Ida, Tochter des Grafen Matthäus von Boulogne vermählt, trat B. V. als einziger Sohn Herzog Berchtolds IV. bei dessen Tode, Ende 1186, in die Titel, Würden und Besitzungen seines Vaters ein. Für die burgundischen Landschaften von Ober-Aargau west- und südwärts bis in die Wadt und bis ins Hochgebirge, bis zu den Quellen der Aare und Saane, wurde die Regierung Berchtolts V. noch bedeutsamer und folgenreicher, als die seines Vorfahren, durch die Kämpfe, in welchen [542] er seine Obergewalt gegenüber den burgundischen Dynasten und Stiften zu behaupten hatte, und die Anlegung und Förderung von Festen und Städten, die ihm dabei dienten, insbesondere durch die Gründung von Bern. Die Geschichte seiner Herrschaft ist indessen sehr dunkel. Der Urkunden, der Stellen zeitgenössischer Werke, in denen seines Namens gedacht wird, sind sehr wenige. Nur eine kurze Erzählung Justinger’s und verworrene Ueberlieferungen wadtländischer Chroniken, alle weit spätern Ursprungs, als Berchtolts V. Zeit, enthalten nähere Angaben, nach welchen die schweizerischen Geschichtsschreiber des sechzehnten Jahrhunderts und neuere mehr oder weniger willkürlich eine Geschichte von Berchtolts Regierung entworfen haben. Faßt man die Quellen zusammen, so lassen sich in des Herzogs Leben und Wirken drei Abschnitte unterscheiden. Das erste Jahrzehnt seiner Regierung, die Jahre 1186–1195, waren vorzüglich der Unterwerfung des burgundischen Adels in der Wadt und im Oberlande gewidmet. Während dieser Zeit findet man vom Aufenthalt und von den Thaten des Fürsten kaum einmal wirklich urkundliche Spur; Ende 1195 erscheint er am Rheine bei Kaiser Heinrich VI. Aber die Hauptthatsachen lassen sich erkennen. Den burgundischen Adel schlug der Herzog um 1190 in der Gegend von Wiflisburg (Avenches) oder Peterlingen (Payerne) entscheidend; der Bischof Roger von Lausanne und Graf Wilhelm von Genf waren die Häupter seiner Gegner gewesen. In Burgdorf an der Emme (Berthoud), dem Hauptsitze seiner Herrschaft, verherrlichte B. seinen Sieg durch eine Inschrift über dem dortigen Thore. Auch eine Inschrift ähnlichen Inhalts in Breisach, deren Schöpflin gedenkt, aber Berchtolt IV. zuschreibt, kann auf dies Ereigniß Bezug gehabt haben. Die festen Plätze Laupen, Grasburg, Oltingen, die Städte Murten, Yverdon, Milden (Moudon) dienten dem Herzog. Das Oberland, das an den dem Hause Zähringen feindseligen Wallisern einen Rückhalt fand, besiegte der Herzog ebenfalls und drang bis ins Wallis vor; den entscheidenen Schlag gegen die Aufständischen führte er am Charfreitag, 12. April 1191 im Thale Grindelwald. Die Erbauung der Feste und Stadt Thun und die Verpflanzung deutscher Dynastenfamilien aus dem Zürichgau unter Berchtolts Einfluß in die oberländischen Thäler, der Wediswile nach Uspunnen, der Eschenbach nach Oberhofen, sicherte dem Herzog den ruhigen Besitz des unterworfenen Landes. Im Mittelpunkt des deutsch-burgundischen Landes gründete er, auf Reichsboden, aber ihm als Rector und Herrn unmittelbar zuständig, seine bedeutendste Stiftung: Bern, im Frühjahr 1191. Von einer Theilnahme des Herzogs an dem Kreuzzuge K. Friedrichs I. (1190), von welchem die Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts erzählen, ist in den zeitgenössischen Quellen keine Spur, seine Abwesenheit vom Lande auch höchst unwahrscheinlich.

In einer zweiten Periode, den Jahren 1195–1211, erscheint B. V. theils durch die Angelegenheiten des Reiches und seine Beziehungen zu den oberrheinischen Landschaften, theils durch einen zweiten Krieg in der Wadt beschäftigt, in welcher nun dem Zähringer ein neuer Mitbewerber um Einfluß und Gewalt im Hause Savoyen entsteht. Gemeinschaft der Nationalität wendet diesem einen Theil des romanischen Adels und die Rücksicht auf Italien Gunstbezeugung auch vom hohenstaufischen Königshause zu; Veranlassung für B. V. zur Aufmerksamkeit nach beiden Seiten. Ziemlich vollständig ist des Herzogs Verhalten in den deutschen Angelegenheiten bekannt. Dem kaiserlichen Hofe bisher meistens ferne, erschien er nach Kaiser Heinrichs VI. Rückkehr aus Italien 1195 bei demselben am Rheine, im April 1196 in Würzburg, willigte wie die übrigen Fürsten in des Kaisers Verlangen der Anerkennung von Heinrichs Söhnlein Friedrich als zukünftigen Königs, blieb aber in kühlem Verhältniß zum Kaiser und dessen Brüdern, das sich sogar bald zu einem feindseligen gestaltete. Denn nachdem [543] Heinrich VI. im Sommer 1196 durch Burgund nach Italien gezogen war, befehdete mit seinem Willen sein Bruder Konrad, Herzog von Schwaben, den Zähringer, und nur Konrads plötzlicher Tod in Durlach (19. August 1196) machte diesem Krieg ein Ende. Als aber des Kaisers dritter Bruder, Pfalzgraf Otto von Burgund, um dieselbe Zeit eine Fehde mit dem Bischofe von Straßburg begann, die vier Jahre hindurch das Elsaß verwüstete, und durch treulose Ermordung des Grafen Ulrich von Pfirt (27. Sept. 1197) den allgemeinen Unwillen auf sich zog, schloß sich auch Herzog B. Otto’s Gegnern an und nahm am Kriege wider denselben (1197) Theil. Wenig glaublich scheint daher die Nachricht des englischen Chronisten Richard von Hoveden, daß auf Kaiser Heinrichs Befehl Herzog B. neben dem Erzbischof von Mainz, dem Herzog von Sachsen, dem Pfalzgraf bei Rhein u. a. m. 1197 zu einem Kreuzzuge nach Syrien abgegangen sei. Die deutschen Schriftsteller der Zeit zählen unter den Kreuzfahrern, die Ende 1196 nach dem heiligen Lande zogen, Herzog B. V. nicht auf, wol aber den Herzog Berchtolt von Meran und dessen Sohn Otto. Und als nun während jener elsassischen Fehde Kaiser Heinrichs VI. Tod in Messina (28. Sept. 1197) das Reich seines Hauptes beraubte, ließ sich Herzog B. von Zähringen durch den Bischof von Straßburg und Graf Albert von Dagsburg zur Annahme des Rufes bestimmen, den der Erzbischof von Köln und die niederrheinischen Fürsten an ihn richteten, den erledigten Thron zu besteigen. Anfangs März 1198 von ihnen in Köln gewählt, verhieß B. Annahme der Wahl, Erscheinen der Heeresmacht in Köln zu Behauptung derselben gegen den von den Oberdeutschen erhobenen König Philipp von Staufen, Kaiser Heinrichs jünsten Bruder, Zahlung großer Summen an seine Wähler und gab diesen für die Erfüllung seiner Versprechen seine Schwestersöhne Kuno und Berchtolt von Urach zu Geiseln. Nach kurzer Frist aber besann er sich eines Andern, trat mit Philipp in Unterhandlung und gegen reiche Entschädigung von jedem Anspruch auf die Krone zurück, mit solcher Eile, daß er sogar die Lösung seiner Neffen aus der Geiselschaft außer Acht ließ. Im Thronstreit zwischen Philipp und dem nun von dessen Gegnern erhobenen Gegenkönig Otto dem Welfen von Braunschweig blieb Herzog B. entschieden auf der Seite des Hohenstaufers, für welchen er mit andern zahlreichen Fürsten und Herren sich am 28. Mai 1200 dringend, obwol vergeblich, bei Papst Innocenz III. verwandte. Nach Philipps Tode (21. Juni 1208) anerkannte er Otto, war bei dessen Verlobung mit Philipps Tochter Beatrix auf dem Reichstage zu Würzburg (Mai 1209) und bei des Königs Aufbruch zum Römerzug in Augsburg (Juni 1209) zugegen, nahm aber an diesem Zuge keinen Theil.

Näher liegende Angelegenheiten beschäftigten den Herzog. Um diese Zeit nämlich hatten schon Verwickelungen mit dem Hause Savoyen begonnen, das vom Chablais aus nun auch in der Wadt Fuß faßte, eine Entwicklung, deren Hergang und Verlauf freilich sehr dunkel ist. Herzog Berchtolts IV. Schwager, Graf Humbert III., ursprünglich ein getreuer Anhänger Kaiser Friedrichs I., war 1184 zu dessen Gegnern übergetreten, in des Kaisers Acht gefallen, und in des Letztern Namen hatte König Heinrich VI. dem Grafen 1186 das Chablais und das savoische Unter-Wallis entrissen. Nach Humberts Tode 1189 erlangten aber die Vormünder seines jungen Erben, des Grafen Thomas I., des Kaisers Huld und die verlorenen Besitzungen wieder. Nur dem Anspruche auf die Regalien des Bisthums Sitten mußte das gräfliche Haus für immer entsagen. Graf Thomas selbst warf aber nun seine Blicke auf die Wadt, griff den Bischof von Lausanne an und scheint die deutschen Wirren nach Kaiser Heinrichs Tode benutzt zu haben, um von dem Bischofe und von Herzog B. V. Concessionen zu erringen. Ende Mai 1207 erschien Graf Thomas, wie auch [544] Herzog B., in König Philipps Hoflager in Basel und erhielt daselbst vom Könige die Belehnung mit Burg Moudon, die erste bekannte Spur eines savoischen Besitzes in der Wadt. Nun stießen Zährigens und Savoyens Gebiet und Interessen nicht allein mehr an der oberländisch-wallisischen Grenze, sondern auch mitten im Herzen der Wadt zusammen, und es entwickelte sich, sei es schon aus früher erhobenen, sei es auch jetzt erst auftauchenden Streitfragen, ein Kampf Beider, dem erst nach mehrjähriger Fehde ein im Kloster Hautcrêt am 18. Oct. 1211 abgeschlossener Friedensvertrag zwischen Herzog B. V. und Graf Thomas ein Ziel setzte. Der Verlauf der Fehde ist im Einzelnen nicht bekannt. Eine Belagerung des Schlosses Blonay oberhalb Vivis (Vevey) wird urkundlich erwähnt, Kriegszüge des Herzogs ins Wallis, wo er im J. 1211 bei St. Ulrichen von den Oberwallisern geschlagen worden und mit Noth entkommen sein soll, werden von den Chroniken des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts erzählt; allein es bleibt ungewiß, ob nicht manches hievon in die Zeit jener früheren Kämpfe in und um das Oberland (1190–1191) gehört. Nur das durch ein Denkmal bezeugte Gefecht bei St. Ulrichen ist diesem spätern Walliserkriege des Herzogs bestimmt zuzuschreiben. Das endliche Ergebniß der Dinge war jedenfalls für das Haus Savoyen nicht ungünstig. Auf dem Jorat, im Thal der Broie bei Moudon, auch weiter nach Norden, in Romont, dessen Erwerbung aus dieser Zeit zu stammen scheint, behauptete es sich fortan.

Nach diesen Ereignissen beginnt der dritte und letzte Abschnitt in Berchtolts V. Leben, die Zeit von 1212–1218. Obwol noch in den Jahren voller Kraft erscheint der Herzog wenig mehr in großen Angelegenheiten betheiligt. Zwar trat er in dem neuen Thronstreit, der mit König Friedrichs Ankunft auf deutschem Boden begann, bewogen durch Friedrichs reiche Schenkungen, zu dessen Partei, gegenüber dem vom Papste gebannten Kaiser Otto; aber nur einmal wird er urkundlich in der Umgebung des neuen Königs genannt. Meist weilte er in seiner Heimath, in Freiburg im Breisgau, beschäftigt mit allerlei Festlichkeiten einer fröhlichen Hofhaltung und zuweilen mit Streitigkeiten mit seinen Nachbarn, den Bischöfen von Straßburg und von Basel. Er starb in Freiburg am 12. Februar 1218 und wurde im Münster daselbst als der Letzte seines Geschlechts mit Schild und Helm bestattet, wo noch jetzt sein Grabbild steht.

Aeußerlich von hohem Wuchse und achtunggebietendem Wesen, ein tapferer Kriegsmann, dabei ein Freund der Dichtkunst und froher Geselligkeit, hinterließ der durch Macht und Reichthum hervorragende Fürst bei den Zeitgenossen hauptsächlich den Ruf eines nach Gut und Geld allzu begierigen und oft auch gewaltthätigen Mannes. Die Liebe zum Reichthum soll der hauptsächlichste Grund seines Verzichtes auf die Königswürde gewesen sein; die Krone würde ihn zuviel gekostet haben. Die Geistlichkeit war dem Herzog als einem allezeit streit- und habsüchtigen Nachbar nicht hold; das Kloster St. Gallen wies 1208 seine Bewerbung um die Vogtei daselbst, ungeachtet er eine hohe Summe dafür anbot, ab. In den burgundischen Landschaften war er, wenigstens beim Adel, mehr gefürchtet als beliebt. Die Wahl seines letzten selten mehr verlassenen Aufenthaltes, noch mehr aber die Gerüchte, die sich in jenen Landschaften über das Erlöschen des zähringischen Stammes in seiner Person bildeten und auf die Nachwelt vererbten, mögen dafür zeugen. Der Herzog, 1183 mit Ida von Boulogne vermählt, war von dieser schon früher verheirathet gewesenen und ihre Ehemänner schnell wechselnden Frau bald wieder, spätestens 1186 verlassen worden und vermählte sich später, unbekannt wann, mit Clementia, Tochter des Grafen von Auxonne, die kurz nach Berchtolts V. Tode, 1218 oder 1219, den Grafen Eberhard von Kirchberg ehelichte. Der Ehe des Herzogs mit Clementia waren aber, nach den Chroniken zu schließen, noch eine oder gar [545] zwei anderweitige Vermählungen Berchtolts vorangegangen, und aus einer dieser Ehen hätten ihm zwei, 1209 und 1210 geborene Söhne, Konrad und Berchtolt oder Berchtolt und Friedrich, gestammt, die noch als Kinder starben, wie die Sage lautet durch Veranstaltung des burgundischen Adels und einer Stiefmutter, oder der Mutter, vergiftet. Urkundlich gewiß ist nur, daß Herzog B. 1208, als er sich um die Vogtei St. Gallen bewarb, keinen Sohn besaß, daß ihm am 1. Jan. eines nicht bezeichneten Jahres ein Sohn Berchtolt, noch jung, starb, und daß in Solothurn, in der dortigen Stiftskirche, das Grab zweier Kinder des Herzogs war, deren Gebeine am 9. Sept. 1544 unter einem ihre Bildnisse darstellenden Grabstein und in einem hölzernen vergoldeten Särglein zu Tage kamen. Dabei lag auf schwarzem Sammet ein an der Luft zerfallendes Haupt eines Erwachsenen, das die Entdecker für dasjenige der schuldigen und gerichteten Stiefmutter oder Mutter der Knaben hielten. Noch sind in Solothurn der Grabstein, eine im J. 1748 oder 1749 angefertigte Zeichnung des damals im Chore aufbewahrten Sarges und einige Ueberreste der Gebeine vorhanden, die auf ein Kind von 7–9 und ein solches von 4–5 Jahren schliessen lassen. Alles Uebrige ist bei Abtragung der alten Kirche im J. 1762 verschwunden. Wie wenig historische Wahrheit aber auch in der Sage stecken mag, sie ist an sich selbst ein Zeugniß der Auffassung über das Verhältniß zwischen Fürst und Adel in der Masse der burgundischen Bevölkerung, besonders in den von B. V. und seinen Vorfahren gestifteten Städten.

Mit B. V. erlosch ein Geschlecht, das bei längerem Bestehen seine Herrschaft allmählich wol über den größten Theil der jetzigen Schweiz ausgebreitet haben würde. Nun zerfiel dieselbe. In die Allodien theilten sich des Herzogs Schwestern: Agnes Gräfin von Urach und ihr Gemahl Egeno erhielten den altzähringischen Stammbesitz im Breisgau und in Schwaben; Anna Gräfin von Kyburg und ihr Gemahl Ulrich den rheinfeldisch-burgundischen Nachlaß des Hauses. Schlimm erging es der hinterlassenen Gemahlin des Herzogs, welche als Morgengabe und Witthum Burgdorf und Rheinfelden hätte erhalten sollen. Als Gräfin von Kirchberg verkaufte sie 1219 ihre diesfälligen Ansprüche an Graf Egeno von Urach; aber es entstanden Streitigkeiten, in Folge deren Graf Egeno sich der Gräfin selbst bemächtigte, sie 1224 gefangen hielt, trotz zweier Sprüche König Heinrichs von 1224 nicht freigab, und erst ein im August 1235 von Kaiser Friedrich II. zu Mainz auf Klage von Clementia und ihres Vaters bestelltes Gericht geistlicher und weltlicher Fürsten machte durch wiederholten Spruch zu Gunsten der Klägerin diesen Streitigkeiten ein Ende. Wie übrigens Burgdorf an das Haus Kyburg zurückgelangte, von dessen zähringischem Erbtheil dieser Ort den Mittelpunkt bildete, ist nicht bekannt.

Folgenreicher als die Theilung der zähringischen Allodien war für die Geschichte der einstigen fürstlichen Gebiete das Erlöschen der Mittelgewalt des Rectorates und der Rückfall alles dem Rector unterworfenen Reichsgutes an das Reich. Jetzt begann die reichsstädtische Entwicklung von Zürich, Solothurn, Bern. Die letztgenannte Stadt insbesondere wurde allmählich zum eigentlichsten Erben ihres Gründers, dem sie ein dankbares Andenken bis auf heute bewahrt und dessen Namen sie bis gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts auf ihren Münzen führte.

Das Wappen der Herzoge von Zähringen war nach der Ansicht der meisten früheren Forscher ein grimmender Löwe, golden, im rothen Felde von der Rechten zur Linken schreitend; nach Ansicht der Neueren ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Siegel, auf die man sich für Ersteres berufen, sind unächt, dagegen erscheint auf zwei Reitersiegeln Herzog Berchtolts V. von 1187 und 1215 der Adler im Schilde des Reiters. Da indessen Wappen- und Siegelbilder im [546] zwölften und dreizehnten Jahrhunderte unter Gliedern eines und desselben Hauses zuweilen noch wechselten, und da schon die Chroniken des sechzehnten Jahrhunderts den Löwen als zähringisches Wappen bezeichnen, so wird sich die Frage nach dem Stammes- oder auch dem Amtswappen der Herzoge und Rectoren von Zähringen kaum absolut entscheiden lassen.

J. D. Schöpflin, Historia Zaringo-Badensis. Carolsruhe 1763. 5 Bde. 4°. E. J. Leichtlen, Die Zähringer. Freiburg i. Br. 1831. – Fréd. de Gingins, Mémoire sur le rectorat de Bourgogne, in Mém. et documens p. p. la société d’histoire de la Suisse romande. Lausanne 1838. Tom. I.Ch. F. Stälin, Wirtembergische Geschichte. Bd. 1 und 2. Stuttgart und Tübingen 1841 und 1847. – C. B. A. Fickler, Berchtold der Bärtige, erster Herzog von Zähringen. Mannheim 1856 und: Quellen und Forschungen zur Geschichte Schwabens und der Ostschweiz. Mannheim 1859. – J. L. Wurstemberger, Geschichte der alten Landschaft Bern. Bern 1862. (Mit Stälin’s Werk das Wichtigste.) – Ed. v. Wattenwyl, Geschichte der Stadt und Landschaft Bern. 1. Bd. Schaffhausen 1867. 2. Bd. Bern 1872. – Fr. v. Wyß, Die Reichsvogtei Zürich, in der Zeitschrift für schweiz. Recht. Bd. 17. Basel 1871.