ADB:Beham, Sebald

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Artikel „Beham, Hans Sebald“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 279–280, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beham,_Sebald&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:11 Uhr UTC)
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Beham: Hans Sebald B., Maler, Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt, geboren zu Nürnberg 1500, † zu Frankfurt 22. Novbr. 1550, war Schüler seines älteren Bruders Barthel B. und steht wie dieser unter dem Einflusse Dürer’s, bei dem er möglicher Weise einige Zeit als Lehrling zugebracht hat. Im Jahre 1524 wurden die beiden Beham, nebst dem Maler Georg Pencz, wegen Verbreitung deistischer und socialistischer Ansichten vor Gericht gestellt, ins Gefängniß geworfen und aus der Stadt verbannt. Wohin Sebald sich begab, ist nicht auszumachen; im Jahre 1530 aber mußte er sich zu München befunden haben, indem von ihm ein Holzschnitt mit dem Triumphzuge Kaiser Karls V. in genannte Stadt, den 10. Juli 1530 (Bartsch, Peintre-Graveur Nr. 169), existirt. Vermuthlich war er dorthin in Gemeinschaft seines Bruder gelangt, dessen Gönner bekanntlich Herzog Wilhelm IV. von Baiern war. Im Jahre 1531 arbeitete er für den Kurfürsten von Mainz. Damals schon oder doch bald darauf mußte er nach Frankfurt a. M. gekommen sein, da von 1533 an der Frankfurter Verleger Christ. Egenolph Holzschnitte von ihm zu seinen Büchern benutzte. Er wurde Bürger und scheint daselbst bis an seinen Tod geblieben zu sein. Daß er, wie Hüsgen angibt, wegen seines lüderlichen Wandels ertränkt worden sei, ist rein aus der Luft gegriffen; wir besitzen keinerlei Anhaltspunkte dafür; besonders wichtig ist in dieser Beziehung, daß Neudorffer, der Beham’s Todesdatum genau angibt, von einer solchen Strafe nichts mittheilt. Sebald war einer der fruchtbarsten Künstler, als Maler freilich hat er nur wenig geliefert. Von Oelbildern von ihm ist nur bekannt die jetzt im Louvre zu Paris befindliche Tischplatte, welche er im Jahre 1534 für Albrecht, Kürfürsten von Mainz, bemalt hat. „Das Werk stellt in sehr kleinen aber geistreichen Figuren vier Vorgänge aus dem Leben Davids vor und ist in einem warmen und klaren Tone sehr fleißig ausgeführt“ urtheilt Waagen. Ferner malte B. im Jahre 1531 für denselben Kurfürsten fünf Miniaturen in einem Gebetbuche, das sich jetzt in Aschaffenburg befindet; auch diese sind vortrefflich. Seine Hauptstärke liegt indessen in seinen Kupferstichen und Zeichnungen für den Holzschnitt; deren er eine Menge gefertigt hat. Kupferstiche, unter denen sich auch einige Radirungen befinden, kennt man gegen 280, die Mehrzahl in sehr kleinen Verhältnissen, weshalb er zu den sogenannten Kleinmeistern gerechnet wird. Er hat viel nach seinem Bruder copirt, sich überhaupt gänzlich nach ihm gebildet, wenn er ihn allerdings in der vollen Zartheit der Stichelführung nicht zu erreichen vermochte. Wie Barthel gehört auch er den Nachfolgern Dürer’s an, womit sich jedoch eine größere Annäherung an die Zeichnung der Italiener verbindet, als wir es bei Dürer gewohnt sind. Seine Stichelführung ist gewandt; die Zeichnung seiner Figuren, wenn auch nicht frei von Plumpheit und knittrigen Falten, doch sicher und nicht ohne gewisses Schönheitsgefühl. Seine Erfindungsgabe ist wirklich zu bewundern, und er verstand sich auf christliche und antike Vorwürfe, auf Historien und Genre, auf Ernstes und Humoristisches, ohne dabei in Flüchtigkeit auszuarten. Es ist schwer, aus der großen Zahl einzelne hervorragende Blätter herauszuheben. Die Geschichte des verlornen Sohnes, die Hochzeit von Kana und die zwölf Blätter mit Bauerntänzen dürften in ihrer Art kaum übertroffen worden sein. So ist es auch mit den zahlreichen Holzschnitten, in denen seine Erfindungskraft am freiesten waltet. Nach ihm sank der deutsche Kupferstich und Holzschnitt. Flüchtige Manieristen, denen freilich große Gewandtheit und Reichthum von Erfindungen nicht abzusprechen sind, verdrängten allmählich die alte solide Schule Dürer’s, von deren Mitgliedern Sebald eines der trefflichsten gewesen ist. Keiner der Schüler Dürer’s dürfte übrigens einen so weitgreifenden Einfluß geübt haben. Zu bemerken ist noch, daß er sich [280] bis 1530 des mit P, von da an des mit B gebildeten Monogrammes bedienen. Die erste Jahreszahl auf seinen Blättern ist 1518, die letzte 1549.